Unsere Dehler 28s „Miss Sophie“ war für 3 1/2 Monate mein zu Hause auf der Ostsee. Ich habe das Boot etwas für die Reise vorbereitet denn zum einen war ich die meiste Zeit einhand unterwegs und zum anderen brauchte ich die eine oder andere Ausrüstung. die am Bodensee nicht benötigt wird. Und dann habe ich es im Wesentlichen so organisiert, wie es für mich passte (auch wenn die ersten zwei Wochen noch meine Frau dabei war).
Youtuber machen ja eine Roomtour als Video – ich mache mal eine Roomtour als Blog-Beitrag.
Unser/Mein Schlafplatz
Wir/ich schlafen im Vorschiff, da hat die Dehler 28 einfach mehr Platz. Dem Kenner wird auffallen, dass wir den Sitzbügel entfernt haben. Normal hat die Dehler 28 einen halbrunden Bügel mit Polster den man herunterklappen kann. Dann hat man eine Sitzecke, um um den Tisch herum zu sitzen. Da wir sonst zu zweit unterwegs sind haben wir den Bügel ausgebaut. In den Schaps oben ist genug Platz für die gesamte Kleidung. In den Backskisten links und rechts unter den Polstern sind die Lebensmitteln. Das habe ich so aufgeteilt, dass ich links (Backbord) Konserven (Gemüse, Tomaten), Fertiggerichte und ähnliches habe. In der rechten (Steuerbord) habe ich hauptsächlich Kohlenhydrate also Nudeln, Tortellini, Reis und ähnliches. So weiß ich schnell wo ich was suchen muss.
Achja, was man sieht ist mein Daunenschlafsack. Mein steter Begleiter auch auf vielen Bergtouren. Der geht bis minus 20 Grad im Komfortbereich. Auf dem Boot verwende ich ihn in der Regel nur als Decke.
Unter dem Tisch habe ich die Kompressor-Kühlbox. Normal gibt es da bei der Dehler eine Kiste unter dem Tisch die herausgezogen werden kann. Doch die alte (kleinere) Kühlbox hatte vor zwei Jahren den Dienst quittiert. Und die neue Dometic passte nicht mehr in die Kiste. Aus Gewichtsgründen habe ich die Kiste dann raus genommen. Die Kühlbox wird vor dem Ablegen mit einem Zurrband fixiert.
Unter den Bodenbrettern ist die Bilge. Dort werden Wasserflaschen (PET) gelagert.

Kochen
Unter der Holzplatte ist ein 2-flammiger Spirituskocher. Den Spirituskocher verwende ich wenn ich keinen Landstrom habe. Ich verwende aber nur eine der beiden Flammen weil der Spiritus ja verdunstet. Ich fülle auch immer nur so viel Spiritus ein wie ich gerade benötige. Im Schiebefach sind Gewürze, Kaffee, Tassen und Kunststoffgläser. Unter dem Kocher sind Töpfe, Teller und weitere Kochutensilien.
Wenn ich Landstrom habe, habe ich eine elektrische Kochplatte. Ich koche alles auf einer Flamme (Platte). Das geht problemlos.
Das Spülbecken wird eigentlich nicht benützt da das Boot keinen Grauwassertank hat. Darunter ist ein Kunststoff-Behälter mit etwa 10 Liter den man dann leeren muss. Dort ist dann auch Essig, Öl, Spiritus und ähnliches gelagert. Zum Segeln muss natürlich alles verstaut werden was oben liegt da es sonst umher fliegt.

Naviecke
Für den Törn auf der Ostsee habe ich ein Funkgerät eingebaut. Zum einen damit ich im Notfall schnell ein „Mayday“ absetzen kann und zum anderen werden mit Hilfe des Funkgeräts andere Schiffe / Boote die AIS senden auf dem Plotter angezeigt. Ansonsten ist alles Standard bzw. wie es war.
Wer sich fragt weshalb ein Schalter mit Gafa-Tape fixiert ist… Mein Triton2 (sieht man später) zickt seit dem Winter. Wird es eingeschaltet flackert es nur hell/dunkel. Wartet man eine Weile und schaltet es wieder ein funktioniert es mal wieder. Meine Lösung war dann das Triton 2 immer eingeschaltet zu lassen. Damit es nicht versehentlich ausgeschaltet wird ist das Tape auf dem Schalter.
Ansonsten liegen da Fernglas, Powerbank für Handy oder iPad falls unterwegs der Saft ausgeht und Kfz-Adapter für den Laptop (rechts von der 220 V Steckdose ist eine Zigarettenanzünder-Dose). Seekarten (Papier) sind teilweise darunter im Fach oder woanders.

Checkliste
An der Türe zur Toilette hängt meine Checkliste vor dem Ablegen. Die Instrumente links im schönen Messing-Gehäuse sind mehr Zierde als das sie wirklich funktionieren. Das einzige, was einigermaßen funktioniert ist die Uhr.

Toilette
Wie gesagt hat unsere Dehler 28 keinen Grauwassertank (Standard). Deshalb haben wir ein Porta-Potti. Das Entsorgen des Porta-Potti ist in Schweden nicht so einfach. Nur in Häfen, bei denen ein Wohnmobil-Stellplatz angeschlossen ist, findet man eine Entleerungsstation. Ich versuche das Porta-Potti so weit als möglich nicht zu benützen. Für das große Geschäft habe ich mir „Kackbeutel“ besorgt (Hinweis: Das ist kein Affiliate-Link – nur ein normaler Link auf die Bezugsquelle). Das funktioniert sehr gut. Ich lege diese ins Porta Potti. Dann wird der Beutel zugeknotet und bis zum nächsten Hafen in der Backskiste in der Plicht gelagert und über den Restmüll entsorgt.
Dass hier Dinge im Waschbecken liegen ist auch Absicht. Denn es sollte nicht benützt werden. Wie für die Spüle gibt es einen kleinen Kunststoffbehälter (ca. 10 Liter) für das Grauwasser des Spülbeckens. Dieser ist normal hinter der Türe hinter der Toilette. Dort sind jetzt jedoch zwei 100 Ah LiFePo Batterien damit ich genügend Strom zum Arbeiten habe wenn ich vor Anker liege.
Die Segel-Stiefel stehen hier bereit falls ich sie schnell benötige.

Rumpelkammer
Die Achterkajüte ist eine Rumpelkammer. Hier sind das aufblasbare Kajak, Fotorucksack, Rucksack, noch eine Genua, Ölzeug, Werkzeug gebrauchte Wäsche u.a. In den Schaps darüber sind Handtücher usw. Alles Dinge die man weniger braucht (außer das Ölzeug und das liegt gleich um die Ecke).

Motivation
Meine Töchter haben mir eine Kaffeetasse und eine schöne Karte mit auf den Weg gegeben. Diese hängt an einem der Fenster immer in Sichtweite.

Plicht (Cockpit)
Der offene Teil eines Segelbootes wird Plicht oder Cockpit genannt. Für Nicht-Segler: hier fehlt kein „f“.
Wichtigste Erweiterung die für den Törn dazu kam war die Sprayhood. Ohne die Abdeckung wäre ich ganz schön nass geworden. Außerdem schützt sie gut vor dem Wind. Verdeckt durch die Großschot (Bildmitte) – auf dem Schiebeluck habe ich den Plotter montiert. Ein B&G Vulcan 7 – also ein 7 Zoll Plotter. Auf dem habe ich die elektronische Seekarte von Navionics. Außerdem werden mir auf dem Plotter alle Schiffe/Boote angezeigt, die AIS senden. Links liegt die Schwimmweste (obligatorisch) und rechts Handschuhe und Mütze. Die Anzeige rechts ist das Triton 2 das seit dem Winter zickt. Die momentane Anzeige ist mein Standard: Geschwindigkeit, scheinbare Windrichtung, Windgeschwindigkeit und Tiefe. Das sind die wichtigsten Informationen für mich. Rechts auf der Bank das iPad. Auf dem habe ich eine App mit einer anderen Seekarte (Orca). Orca ist etwas übersichtlicher und vor allem kann Orca unter Berücksichtigung der Wetterdaten einen Routenvorschlag machen.

Blick nach hinten
Mein Blick zurück… Zum einen sieht man die Starlink-Antenne. Durch Starlink habe ich immer und überall Internet. Selbst dort wo es keinen Handy-Empfang hat. Das hat wirklich zu 99,5% funktioniert. Die 0,5% beziehen sich auf Situation wo ich vor Anker oder an einer Boje lag. Wenn das Boot schwojt (also sich um einen Punkt dreht), dann kann es passieren das die Verbindung nicht mehr 100%ig ist.
Dann habe ich hier einen Heckanker mit einer 25 Meter langen Bleiankerleine. Und noch zwei Festmacher (Im Moment nur einer da der andere in Gebrauch). Ein weiterer Anker mit 20 Meter Kette und Leine befindet sich vorne im Ankerkasten.
Am Achterstag habe ich ein Solarpannel 50 Watt. Ein weiteres Solarpannel (100 Watt) hängt seitlich an der Reeling.
Dann sieht man noch meinen Pinnenpilot/Autopilot „Johann“ – ein Simrad TP22. Im Moment hat er Pause. Über Johann (leuchtend Orange) hängt mein Life-Belt. Eine Sicherheitsleine die ich immer dann habe wenn ich auf das Vordeck muss manchmal auch in der Pflicht.

Was man nicht sieht
Der Bojenhaken mit 25 Meter Leine liegt immer auf der Seite griffbereit. Auch noch auf der anderen Seite habe ich noch einen Festmacher mit 25 Meter liegen. In der Backkiste (unter dem Johann) ist der Tank für den Motor und dort liegen Bootshaken, Paddel, Tisch für das Cockpit, Pütz (ein Eimer), Reinigungsmittel für das Boot.
2 Comments
Sehr interessant!
Welches aufblasbare Kajak hast Du dabei?
Das ist das Sevylor Adventure. Aber lese mal dazu die Bewertungen auf Amazon. Die kann ich in etwa bestätigen. Plus: Es ist kompakt, gut verstaubar, Gewicht ist o.k. Minus: Die Sitze sind nicht wirklich tauglich als Sitze. Steuern – es reagiert sofort, das bedeutet man eiert ggf. herum. Was hilft ist der Kanu-Paddelschlag. D.h. Paddel eintauchen, durchziehen, nach hinten senkrecht stehen lassen damit das Paddel wie ein Ruder wirkt. Es ist schnell aufgepumpt und die Außenhaut ist sehr stabil (hält auch gut Steine aus)