Nur einen Tag später, nachdem ich Teil 1 veröffentlicht habe, schreibe ich am zweiten Teil. Nur ein Segeltag, aber der hatte es in sich. Außerdem (ich nehme es vorweg): Mit dem Etappenziel „Kalmar“ habe ich das erste Etappenziel „in time“, also so wie geplant, erreicht.
Ich habe meine Ostseerunde, also die Wunschvorstellung, grob in Etappen aufgeteilt. Etappe 1: von Kröslin nach Kalmar. Und dazu stehen Daten. Für Kalmar stand das Datum für die Ankunft 07.06.25. Ein Ruhetag mit meiner Frau bevor sie dann am Montag (9. Juni) nach Hause fliegt.
Angesichts der verspäteten Abreise in Kröslin, dem ungeplanten (zweiten) Hafentag in Karlskrona und dem Tag ohne Wind auf Christiansø dachte ich nicht, Kalmar zum geplanten Datum zu erreichen.
Die Ausgangssituation hatte ich im letzten Teil beschrieben. Aufgrund des Wetters blieben wir einen weiteren Tag in Karlskrona, für heute war „moderater“ Wind (etwa 4 bis 5 Bft) aus südwest vorhergesagt. Gute Bedingungen. In der Nacht blies der Wind noch ordentlich in den Hafen von Karlskrona weshalb ich es am Morgen gemütlich anging. Die Hoffnung war, dass der Wind weiter etwas nachlässt.
Die ersten Seemeilen waren richtig schön. Auch wenn es immer noch gut Wind hatte, dadurch, dass wir hinter den vorgelagerten Inseln bzw. zwischen Inseln Richtung Kalmarsund segelten, hatte es keine Welle und es war fast wie auf dem Bodensee (mit dem Unterschied, dass es Wind hatte). Ein kurzes Stück hatten wir dabei gegenan und wurde mit Hilfe des Motors bewältigt. Auch eindrucksvoll: Das erste Mal unter einer Brücke hindurch segeln. Die Brücke hatte eine Durchfahrtshöhe von 18 Metern. Miss Sophie etwa 13,5 Meter plus Antenne wohl 14 Meter. Es hat gereicht aber da hält man doch eben einmal die Luft an.



Schließlich erreichten wir den Kalmarsund und der Wind blies stärker als erwartet/gehofft und es hatte auch mehr Welle als erwartet/gehofft. Doch es ging noch ganz gut. So gut, dass ich das Steuern an Johann, unseren Pinnenpiloten delegieren konnte.

Etwa auf halbem Weg kam mir eine deutsche Yacht entgegen (das einzige Segelboot an diesem Tag im Kalmarsund). Ich Backbord-Bug, er Backbord-Bug. Er im Lee, also hatte er Vorfahrt. So musste ich die erste Halse machen und ich merkte zum ersten Mal die Kräfte, die heute wirkten. Die Großschot war kaum dicht zu holen.
Inzwischen kam der Wind fast genau von hinten, die Wellen hatten zugenommen so dass mir Johann nicht mehr helfen konnte. Ich musste alles selbst steuern und jede Welle, die unter dem Boot hindurch rollte, aussteuern. Miss Sophie begann auf den Wellen zu surfen und erreichte Geschwindigkeiten, die mir Angst machten. Einmal hatten wir 9,2 Knoten auf der Logge – weit über Rumpfgeschwindigkeit und das Ruder begann zu vibrieren. Zum Glück waren das immer nur kurze Momente und die Geschwindigkeit kam wieder auf ein vernünftiges Maß. Es war aber extrem schwierig, die Wellen so platt vor dem Wind auszusteuern. So legte ich 3 Patenthalsen hin (das Großsegel schlägt ungeplant und mit Wucht auf die andere Seite). Einmal waren leider meine Fingerknöchel und der Bizeps im Weg – schmerzhafte Erfahrung.
Kurz vor Kalmar ging es an das Bergen des Großsegels. Motor an und in den Wind steuern. Johann macht wieder seinen Job (sehr gut). In der Welle geht es auf allen vieren zum Großsegel. Leider fällt unser Großsegel nicht einfach von selbst herunter sondern benötigt etwas Hilfe dabei. Dabei bekam ich (wieder einmal) meine zweite Dusche durch eine Welle die über das Deck schlug.
Später habe ich recherchiert, wie die Windverhältnisse waren (unser Windmesser zickt im Moment). Am Airport Kalmar wurden 47 km/h in Böen gemessen.

Die Ansteuerung von Kalmar verlief sehr gut. Im Hafenbecken dann endlich etwas Ruhe und wir finden wieder einmal einen Liegeplatz in erster Reihe. Ganz Nah von Dusche, WC, Sauna etc.
Fazit: Ich denke das war der härteste Segeltag in meinem bisherigen Seglerleben. 52,5 sm in 11:00 Stunden. Durchschnitt 4,8 Knoten. Jetzt zwei Tage Pause. Dann geht es einhand weiter. Ich bin sehr gespannt wie mir das gelingt und wie weit ich komme.
