Abwettern auf Enskär
Sonntag, 24. August 2025
Gestern war ich auf Enskär angekommen. Gerade noch rechtzeitig. Am Nachmittag hat der Wind weiter aufgefrischt auf 25 Knoten. Jetzt heißt es warten. Für heute sind 30 Knoten vorhergesagt und die hat es dann auch. Die Finnen neben mir legen am Nachmittag ab. O.k. sie haben ein etwas größeres Boot als ich. Ihr Ziel ist Marienhamn. Und sie haben einen Raumwindkurs d.h. den Wind schräg von hinten – auch ein Vorteil. Trotzdem: Die Messboje Finngrundet des SMHI meldet Wellen mit 2,1 Meter. Lustig wird das nicht.
Ich schlafe viel, mache mir einen Kaffee und überlege die Möglichkeiten nach Schweden zu kommen. Meine Hoffnung ist Dienstagnachmittag, ansonsten Mittwoch.
Dann heize ich mir die Sauna ein. Ich bin jetzt ja alleine und kann diese ausgiebig nützen. Die Sauna wurde 1940 gebaut, also in der Zeit als hier das Militär während des 2. Weltkriegs stationiert war. Anschließend gibt es Essen – Tomatensalat und Tortellini. Vorräte habe ich noch genug.




Was einfach geil ist…
Was einfach geil ist, du liegst alleine auf einer Insel weit weg von allem anderen und du drehst die Muke auf. Stört niemand. Passend läuft von Coldplay „Hymn for the weekend“. Das sind Momente, die ich nie in meinem Leben vergessen werde. So einen kleinen Marshall kann ich für die Reise durchaus empfehlen. Er hat mir manche einsame Momente erträglich gemacht oder auch einfach mal für gute Stimmung gesorgt.

Es geht weiter – zurück nach Schweden
Dienstag, 26. August 2025
Lang schien es mir unsicher, ob ich heute zurück nach Schweden komme. Windy hatte die ganzen Tage für den Nachmittag Regen und Gewitter angekündigt. Außerdem Windstärke in Böen bis 20 Knoten. Windfinder war etwas gemäßigter und sagte Sonne bzw. leicht bewölkt.
Am Vormittag rufe ich die aktuellen Vorhersagen von SMHI (Sveriges meteorologiska och hydrologiska institut), Weather today, Regenradar u.a. ab. Es sieht gut aus. Die Regengebiete ziehen alle östlich bis maximal Marienhamn durch. Ein ganz kleines kurz vor Mittag noch über Enskär. Aber dann kommt nichts mehr.
Ich schaue raus Richtung offene See – auch dort sieht es gut aus. Nur wenige weisse Schaumkronen. Ich rechne mit etwa 15 Knoten Wind. Das ist o.k. Ab 20 Knoten wird es mit einem Kleinkreuzer unlustig, wenn man gegen den Wind segelt. Die Windrichtung soll erst Nord später Nordwest sein. Ich muss Richtung Nordwest daher hoffe ich, dass der Wind möglichst nördlich kommt. Und dann ist da noch das Verkehrstrennungsgebiet. Ich muss zwar nicht direkt durch aber knapp daran vorbei.

Um 13 Uhr lege ich ab und setze gleich die Segel. Für den Anfang sieht es gut aus – scheinbarer Wind ca. 50 Grad. Auf Backbord-Bug segelt Miss Sophie nicht so gut bzw. nicht so hoch. Maximal 40 Grad gegen den Wind gehen – bei der Welle sind 45 Grad besser. Die Welle nimmt zu auf etwa 1 bis 1,5 Meter und es wird wieder einmal nasses Segeln. Aber ansonsten alles prima. Es ist leicht bewölkt, die Sonne scheint und es sind nicht viele Frachter unterwegs. Nach etwa 3,5 Stunden habe ich die ersten Inseln der schwedischen Ostküste erreicht. Der Wind kommt jetzt leider mehr aus Nordwest und in der Welle steuert Johann, mein Pinnenpilot, zu viel. Deshalb übernehme ich das Ruder denn neben der ersten Fahrwassertonne hat es eine Untiefe von 3 Meter. 3 Meter sollten bei meinem Tiefgang von 1,4 Meter kein Problem sein, aber bei der Welle weiß man nie. 3 minus 1,5 sind dann nur noch 1,5 Meter.


Und dann kommt doch noch ein Frachter aus den Schären raus. Länge über 100 Meter. Aber das Fahrwasser ist hier breit genug und ich kann an den meisten Stellen auch raus aus dem Fahrwasser. Da der Wind jetzt sehr von vorne kommt habe ich die Fock geborgen und den Motor dazu genommen.
Nachdem der Frachter durch ist, rolle ich das Focksegel wieder aus und stoppe den Motor. Ich versuche gegenan zu kreuzen. Mal sehen wie das geht. Es kommen mir zwei Segler entgegen die raumschots auf Steuerbordbug segeln. Ich segle so hoch wie möglich am Wind auf Backbordbug. D.h. sie müssen ausweichen. Aber so recht scheint das denen nicht bewusst zu sein.
In den Schären wird der Wind immer unbeständiger. Sowohl was die Richtung als auch was die Stärke betrifft. Dazu nimmt er ab weil ich mich immer öfter in der Abdeckung einer Insel befinde. Letztendlich muss ich die Segel bergen und den Motor wieder anmachen.
Mein Ziel ist Öregrund – wieder einmal. Angesichts der Windsituation schaute ich nach Alternativen. Doch hier in den vorgelagerten Inseln gibt es nicht viel Möglichkeiten. Die meisten Möglichkeiten sind Ankerplätze oder Möglichkeiten an den Schären festzumachen. Zumindest für die kommende Nacht hätte ich gerne einen Hafen. Und dann würde ich gerne etwas einkaufen – Tomaten sind verbraucht, Joghurt (mein Frühstück) ist auch aufgebraucht. Es gibt in den vorgelagerten Schären zwei Marinas. Aber da müsste ich etwa 10 sm Richtung Süden segeln und irgendwann wieder zurück Richtung Norden. Letztendlich belasse ich es beim Ziel Öregrund. Gegen 18.30 Uhr habe ich festgemacht und ich kann noch einkaufen und etwas essen gehen.


Die letzten Tage planen…
Von Öregrund aus denke ich Gävle wieder in 2 bis 3 Etappen (Tagen) zu erreichen. Viel andere Möglichkeiten gibt es auch nicht. Montag, 1. September möchte ich in Gävle sein. Donnerstag, 4. September ist der Termin zum Auswassern ins Winterlager. Die Segel sollten auf jeden Fall trocken sein, wenn ich sie abschlage und im Boot verstaue.
Richtung Gävle ist das Segelrevier nicht sonderlich interessant. Keine Inseln, kaum Häfen. Ich hätte da noch einen Wunsch offen… Schweden – Ostküste – Segeln da stellt man sich typischerweise auch das Festmachen an Schären vor. Leider hatte sich in den 3 Monaten nie die Gelegenheit ergeben.
Südöstlich von Öregrund hat es zahlreiche Schären und ich habe zwei Möglichkeiten zum Anlegen an einer Schäre ausgemacht. Das sind nur 8 bis 10 sm, also in etwa 2 Stunden zu erreichen. Die Wind- und Wetterprognose ist auch gut. Falls es mit dem Anlegen an der Schäre nicht klappen sollte, gibt es Möglichkeiten zum Ankern und es gibt noch 3 Bojen des SXK an denen ich festmachen könnte.
Donnerstag dann wieder zurück nach Öregrund und Freitag ist voraussichtlich schlechtes Wetter. Also ein Tag abwettern im Hafen. Samstag, Sonntag, Montag dann nach Gävle. Das hört sich nach einem guten Plan an.
Spaßsegeln und noch einen Wunsch erfüllen…
Mittwoch, 27.08.2025
Ich hatte da noch den einen Wunsch offen, der eigentlich typisch ist für das Segeln in den Schärengewässern: Einmal festmachen an einer Schäre. Aufgrund des Jedermannsrecht darf eigentlich überall geankert oder festgemacht werden. Ein gewisser Abstand zu Häusern soll natürlich eingehalten werden. Ich hatte viel gelesen über das Festmachen an Schären. Zur Ausstattung gehören normal Felshaken die man in den Fels schlägt, um daran das Boot dann festzumachen. Aber das ist nicht zwingend notwendig. Alternativen sind vorhandene feste Ringe, große Steine oder Bäume.

In der Bojenkarte der Swedish Cruising Association hatte ich zwei Möglichkeiten zum Festmachen an einer Schäre in den Schären bei Öregrund gefunden. Das Festmachen an einer Schäre ist geradezu typisch für das Segeln an Schwedens Ostküste. In den letzten 3 Monaten ergab sich jedoch nie die Gelegenheit dazu. Entweder war ich unter Zeitdruck ein nächstes Ziel zu erreichen, es war kalt und ich benötigte Landstrom für die Heizung, das Wetter ließ es nicht zu, und, und…

Das Manöver „Festmachen an einer Schäre“
Jedenfalls war jetzt die Gelegenheit dazu. Nur ein Problem: ich bin alleine (einhand) unterwegs. Normal läuft das Manöver wie folgt ab: Es wird ein Stelle zum Anlegen an der Schäre gesucht. Zahlreiche mögliche Stellen sind durch Revierführer o.ä. bekannt. Zuerst wird die Stelle testweise angefahren um die Wassertiefe, Windsituation usw. zu prüfen. Ist der Platz für gut befunden, wird dieser langsam angefahren. Etwa 20 Meter vor der Schäre wird der Heckanker ausgebracht. Sobald das Boot nah genug an Land ist, springt ein Crew-Mitglied mit einer Festmacherleine auf die Felsen. Der Steuermann holt zeitgleich die Heckankerleine dicht. Das Crew-Mitglied an Land befestigt die Leine. Nachdem erst mal eine Festmacherleine fest ist werden weitere Leinen ausgebracht. Der Heckanker hat hauptsächlich die Funktion das Boot von den Felsen weg zu halten.
Der aufmerksame Leser wird sich schon denken – o.k. und wie macht man das einhand? Mein Plan gleicht im Wesentlichen dem üblichen Ablauf. Nur mit einem Unterschied: Kurz vor den Felsen Heckanker einigermaßen dicht holen, mit Standgas den Motor eingekuppelt laufen lassen, mit Hilfe des Ruders das Boot stabilisieren, schnell nach vorne und mit einer vorbereiteten Leine von Bord gehen. Soweit die Theorie.
Gegen Nachmittag konnte ich ablegen. Ich hatte mir zwei Möglichkeiten herausgesucht die beide gut gegen Südwind geschützt sind (heute und für den nächsten Tag die primäre Windrichtung). Beide nicht weit entfernt, etwa 7 Seemeilen. Mit Großsegel und Fock ging es also hinaus zu den Schären. Ständig wechselnder Wind in Stärke und Richtung. Ich musste den Job von Johann übernehmen.
Kurz vor der ersten Schäre, die ich anlaufen wollte, sehe ich ein anderes Segelboot das genau dort hinein fährt, wo ich auch hinein fahren wollte. Nein, für Hafenkino wollte ich nicht sorgen (deshalb auch die Ausweichmöglichkeit SXK Boje oder Ankern). Wenn, dann wollte ich das an einer Schäre versuchen, wo ich alleine bin. Also habe ich kurzfristig die zweite Schäre angesteuert. Erst einmal Segel bergen dann ging es hinein in die enge Bucht (wirklich eng). Die möglichen Stellen habe ich gleich erkannt. Leider war es in der Bucht nicht so windstill, wie ich es mir gewünscht hatte. Es kam immer noch ein leichter Wind hinein und leider beim Anfahren des Platzes nicht direkt von vorne (das wäre ideal gewesen) sondern etwas von Steuerbord.

Zuerst fahre ich die Stelle testweise an um die Tiefe zu prüfen (ich habe ja 1,4 Meter Kiel unter dem Boot). Das passt. Auch vorne am Bug sieht es gut aus. Also erst einmal wieder Rückwärtsgang. Der Heckanker wird vorbereitet. Dann fahre ich die Stelle erneut langsam an und lasse etwa 20 Meter vor den Felsen den Heckanker fallen. Der Motor ist eingekuppelt und im Standgas. Langsam gebe ich die Heckankerleine nach. Doch durch den seitlichen Wind vertreibt es mir den Bug, egal wieviel Gegenruder ich gebe. Abbruch. Ich hole den Heckanker wieder ein und starte einen weiteren Versuch. Ich versuche dabei mehr gegen den Wind zu steuern. Diesmal kupple ich jedoch den Motor kurz vor den Felsen aus und lasse die Heckankerleine etwas lose. Dann sprinte ich nach vorne, schnappe mir die vorbereitete Leine und springe auf die Felsen. Teil 1 ist geschafft. Ich werfe die Leine um einen Felsen den ich schon beim ersten Testlauf als Fixpunkt auserkoren hatte. Der Rest ist dann nur noch Formsache. Eine zweite Festmacherleine wird an einem Baum befestigt und die Heckankerleine durchgesetzt. Geschafft. Hey, ich bin so was von stolz, das einhand geschafft zu haben.



Ich setze mich ins Cockpit öffne eine Dose Bier und genieße einfach nur den Augenblick. Ich bin sehr zufrieden damit, wie mein Abenteuer Ostsee dem Ende zu geht. Der Traum Haparanda ging nicht in Erfüllung. Aber ich habe gerade in den letzten etwa 4 – 5 Wochen, seit der Entscheidung das Ziel Haparanda fallen zu lassen, so viele tolle Orte gesehen und so viele schöne Erlebnisse gehabt, dass ich Haparanda keine Träne nach weine.

Die Nacht…
Hast du schon einmal einen Sternenhimmel gesehen? Ja, in Deutschland. Ich kenne den Sternenhimmel. Landschaftsfotografie mit Sternenhimmel war lange meine Leidenschaft. Zu Hause, am Bodensee, immer geprägt durch die Lichtverschmutzung der zahlreichen Städte. Selbst in den Alpen findet man keinen dunklen Ort. Hier: Dunkelheit. In der Ferne etwas das Leuchten von Öregrund. Sonst keine Lichtverschmutzung. Das ist Sternenhimmel…
Schade, ich hatte mein Ladegerät für die Kamera zu Hause vergessen. Daher konnte ich kein Foto davon machen. Aber nächstes Jahr ist auch noch ein Jahr…
Es wird herbstlich
Donnerstag, 28. August 2025
Um 7 Uhr klingelt der Wecker. Der Blick nach draußen zeigt eine neue Stimmung – es ist Herbst geworden. Zum ersten Mal habe ich Morgennebel. Schon die letzten Tage hatte ich früh morgens ordentlich Tau auf dem Deck. Ein typisches Zeichen dafür, dass der Sommer zu Ende ist. Vor dem Nebel, von dem ich oft gelesen hatte, hatte ich Respekt. Aber ich muss ja sowieso noch arbeiten und gehe deshalb davon aus, dass sich das bis mittags lichtet. Also kann ich diese Stimmung genießen.

Am frühen Nachmittag kann ich dann ablegen. Das Ablegen geht ganz gut. In der Bucht ist es windstill. Die Heckankerleine wird etwas gelöst, dann löse ich die beiden Landleinen und hole den Heckanker hoch. Im Standgas geht es raus aus der Bucht. Der Nebel hat sich gelichtet und langsam kommt die Sonne heraus. Sobald die Sonne da ist, wird es warm und ich kann den Fleece wieder ausziehen. Es hat etwas von Altweibersommer.
Auch draußen, außerhalb der Bucht, hat es zu wenig Wind zum Segeln – etwa 2 bis 3 Knoten. Aber ich habe keine große Strecke vor mir. Für den nächsten Tag ist schlechtes Wetter (Regen) und starker Wind angekündigt. Deshalb habe ich noch einmal einen Hafentag in Öregrund geplant. Dort kann ich dann noch einmal frische Lebensmittel einkaufen, wahrscheinlich zum letzten Mal. Und Samstag soll es dann Richtung Gävle gehen. Ich rechne mit zwei bis drei Tagen. Die Wind- und Wetteraussichten sind dafür ganz brauchbar.



Auf Umweg nach Ängskär
Samstag, 30. August 2025
Ich hatte mir Gedanken gemacht, wie ich meinen Rückweg nach Gävle gestalte. Ein drittes Mal wollte ich jetzt nicht unbedingt die Ankerbucht Rödhall ansteuern. Der Hafenmeisterin in Öregrund hatte ich erzählt, dass ich dann weiter nach Gävle ziehe. „Dann müssen Sie unbedingt Örskärs Fyr besuchen“ meinte sie.
Ich informiere mich im Internet. Irgendwo hatte ich gelesen, dass es wegen Saisonende geschlossen wäre. Aber ich schreibe mal eine Mail und ich bekomme Antwort. Es ist zwar Nachsaison, aber sie haben in der Nachsaison Samstags geöffnet. Nur ein Haken: Lunch gibt es zwischen 12 und 13.30 Uhr und die Führung auf den Leuchtturm ist um 13 Uhr.
Ich studiere die Wind- und Wettervorhersagen. Die Wettervorhersage war nicht so optimal. Zuerst sollte es bis 8 Uhr etwas regnen und dann am Nachmittag noch einmal. Am Vorabend verschiebt sich der Regen bis 9 Uhr. Ich lasse mir von Orca einen Routenvorschlag machen. Es ist Nordwind vorhergesagt, das bedeutet gegenan kreuzen und für die gut 10 sm (Luftlinie) sollte ich 3 1/2 Stunden brauchen. Realistisch rechne ich eher mit 4 Stunden. Aber ich möchte es versuchen und Örskärs Fyr als Zwischenstopp nehmen. Anschließend soll es weitergehen nach Ängskär.
Um 7 Uhr klingelt der Wecker. Zuerst gibt es ein Kaffee dann geht es unter die Dusche. Dann noch ein Kaffee und warm anziehen. Und vor allem Ölzeug. Doch das Wetter sieht schon am Morgen besser aus als vorhergesagt, jedenfalls ist es trocken.

Um 08.15 Uhr lege ich ab und dann geht es gegenan Richtung Norden. Der Wind schwankt zwischen 8 und 13 Knoten und ich komme mit 4 bis 5 Knoten voran. Aber es ist mühsam. Dann kommt mir gegen Ende noch ein traditionelles Segelboot etwas in die Quere. Offensichtlich möchte er auch auf Örskär und am Ende ist es auch so. Dass es Nordwind hatte, war jetzt vorteilhaft denn die kleine Anlegestelle liegt auf der Südseite der Insel.
Da wir zeitgleich am Anleger sind fahre ich beim ihm vorbei und frage ihn, ob er zuerst anlegen möchte. Er legt zuerst an und ein Crew-Mitglied nimmt meinen Bug als ich anlege. Ich ziehe schnell mein Ölzeug aus und beeile mich zum Lighthouse zu kommen.

Dort sind etwa 30 Schweden, die bereits gegessen haben und wohl auf die Führung warten. Ich stelle mich im Lokal als der deutsche Segler vor und die Betreiberin fragt mich, ob ich noch auf das Lighthouse möchte. „I think I can’t really do both – lunch and the tour.“ antworte ich. Das wäre kein Problem, meint sie, ich kann auch nach der Führung essen. Hach, Schweden ist so nett! So komme ich doch noch zu meinem Leuchtturm.
Der jetzige Leuchtturm wurde 1738 gebaut (es gab einen Vorgänger aus Holz) und gehört zu den 12 Leuchttürmen Schwedens, die der Öffentlichkeit zugänglich sind. Er ist etwa 33 Meter hoch und eine Besonderheit ist, dass er innen einen Wendelgang (keine Treppe) hat. Der Grund liegt darin, dass das Leuchtfeuer zuerst mit Kohlen befeuert wurde und so konnte man mit einer Sackkarre die Kohlen einfacher nach oben bringen. Vom Leuchtturm oben hat man eine herrliche Aussicht in die Bucht von Öregrund.
Anschließend habe ich meinen Lunch – geräucherter Lachs mit französischem Kartoffelsalat.






Dann möchte ich schnell weiter. Ich hätte natürlich auch auf Örskär über Nacht bleiben können. Doch wie bereits gesagt – die Nächte sind kalt und da bevorzuge ich einen Hafen mit Landstrom für meinen Heizlüfter. Außerdem möchte ich ein Stück näher Richtung Gävle kommen. Für Sonntag ist wenig Wind vorhergesagt.
Auf der anderen Seite, am Festland, liegt der kleine Hafen Änskär, den ich schon einmal auf der Liste hatte. Er ist kombiniert mit einem Wohnmobilstellplatz und es gibt dort nur Strom, Wasser und sanitäre Anlagen. Aber mehr brauche ich auch nicht. Jetzt auf Halbwind geht es quer fast genau Richtung Westen. Die Welle hat inzwischen ordentlich zugenommen auf etwa 1 bis 1,5 Meter und mein Pinnenpilot Johann ist damit überfordert. Also übernehme ich die Pinne. Immer wieder müssen hohe Wellen ausgesteuert werden und Miss Sophie beschleunigt dabei auf 6,7 Knoten SOG. Die Einfahrt in den kleinen Hafen ist nicht ganz einfach. Zum einen hat es viele Steine unter Wasser und zum anderen ist die Einfahrt Richtung Süden. Bedeutet ich habe Wind und Welle von hinten. Trotz Rückwärtsgang im Standgas fährt das Boot noch mit 2 Knoten voraus. Aber das Anlegen geht dann doch noch durch die Schutzmauer, die den Wind von Norden abhält, recht entspannt. Ich suche mir eine Heckboje bei der ich mich im Notfall an das benachbarte Boot anlehnen kann. Gegen 17 Uhr habe ich dann festgemacht und blicke wieder einmal auf einen genialen Tag zurück.
Den weiteren Weg nach Gävle möchte ich in zwei Etappen machen. Doch das ist dann eine andere Geschichte…


