Es geht zurück Richtung Heimat
Samstag, 26. Juli 2025
Örnsköldvik soll der nördlichste Punkt sein, den ich auf meiner Reise erreicht habe. Ich rechne mit etwa 250 sm bis Gävle. Dafür habe ich jetzt dann 5 1/2 Wochen „Zeit“. Zeit in Anführungszeichen, da ich ja auch im August die Workation-Vereinbarung mit meinem Arbeitgeber habe. D.h. jeden Werktag ein paar Stunden arbeiten.
Am Morgen habe ich noch ein Zeitfenster zum Waschen meiner Wäsche und ich erledige die letzten Einkäufe. Dann ziehen im Westen wieder Gewitterwolken auf. Ich studiere den Regenradar. Gegen 13 Uhr sollte alles durch sein und es scheint auch nichts nachzukommen.



Also noch eine kleine Pause und dann geht es los. Erste Überraschung: ich wollte ja noch tanken. In dem ersten Hafen, den ich am Donnerstag angelaufen hatte, sollte es eine Tankstelle geben. Aber die gab es nicht mehr. Also blieb mir nichts anderes übrig, als mit der Ungewissheit bezügl. der Tankanzeige los zu fahren.
Noch im Sund setzte ich die Segel doch schon nach zwei Seemeilen schlief der Wind ein und der Motor musste wieder angeworfen werden. Ich muss das gute Wetter nützen Richtung Süden zu kommen denn für nächste Woche sieht es nicht so gut aus. Ich rechne mit zwei oder drei ungewollten Hafentagen.
Mein ursprünglicher Plan war Köpmanholmen anzusteuern. Doch angesichts der spiegelglatten Ostsee, kein Wind, überlege ich eine Ankerbucht anzusteuern. Ich brauche ja keinen Hafen. Die Akkus sind alle voll und die Sonne scheint. Die Vorräte sind ebenfalls aufgefüllt. Ein Blick in Windy und auf Windfinder – auch die kommende Nacht ist kein Wind zu erwarten.


Im Hamnguiden finde ich die Ankerbucht Kälsviken. Von allen Seiten gut geschützt außer Ost bzw. Nordost. Doch von dort ist kaum Wind zu erwarten. Also ändere ich meinen Plan und steure diese Bucht an. Ich war schon fast in Erwartung, dort alleine zu sein. Doch liegt bereits ein Segelboot in der Bucht. Und in der Ansteuerung sehe ich von hinten zwei weitere Segelyachten mit Kurs auf diese Bucht. Aber die Bucht ist groß genug und reicht üppig für vier. Auf etwa 6 Meter Tiefe werfe ich den Anker.
Die Bucht ist Teil des Skulekogens Nationalpark und am Ufer sind ein paar Wanderer und Camper zu sehen. Es ist hier wohl erlaubt, das Zelt aufzustellen und zu übernachten. Das Wasser hat fast 25 Grad und so nütze ich die Gelegenheit für ein Bad in der Ostsee. Ein sehr schöner Platz.



Geschützter Platz gesucht
Sonntag, 27. Juli 2025
Die nächsten Tage möchte ich Barstahamn und Bönhamn besuchen. Beide Orte scheinen eine schöne Kapelle zu haben. Bönhamn soll ein sehr schönes Fischerdorf sein mit guten Möglichkeiten zum Essen.
Für die kommende Nacht sind jedoch Gewitter angekündigt. Der Wind bläst heute und voraussichtlich bis Dienstag aus Süd. Bönhamn wäre der erste Hafen auf dem Weg nach Süden. Doch ich möchte noch einmal ankern. Die SXK Bojen sind hier leider sehr rar.
Im Hamguiden fällt mir die Bucht Norra Räsöviken auf. Nach allen Seiten, außer Norden, sehr gut geschützt. Doch zuerst möchte ich mein Tank-Problem lösen. Ich bin die letzten Wochen (für mein Gefühl) recht viel unter Motor gefahren. Die Tankanzeige zeigt knapp halb voll. Irgendwie traue ich dem Braten nicht. Die Tankstelle in Örnsköldvik gibt es nicht mehr. Die nächste Möglichkeit sollte laut Karte Ülvöhamn sein. Den Hafen hatte ich auch einmal vorgemerkt weil er sehr gut gegen Nord und gut gegen Süd geschützt sein sollte.
Doch zuerst muss ich den Vormittag aussitzen. Eine Gewitterzelle ist auf dem Weg und sollte genau über mich hinwegziehen. Ab 13 Uhr sollte alles vorbei sein. So mache ich einen gemütlichen Vormittag mit einem Frühstücksei. Dann geht es los. Kurs Südost. Leider bläst der Wind auch aus Südost. So muss ich die etwa 7 sm unter Motor machen. Zwei entgegenkommende Segelboote segeln gemütlich auf Raumwindkurs.




Die Tankstelle in Ülvöhamn existiert. Der Hafen sieht sehr nett aus – vielleicht nächstes Jahr. Im Tank verschwinden 40 Liter. Also so ganz falsch war die Tankanzeige nicht. Trotzdem bin ich beruhigt zu wissen, einen vollen Tank zu haben.
Nach dem Tankstopp ist der neue Kurs Südwest. Damit kann ich jetzt hoch am Wind segeln. Bei etwa 10 Knoten Wind komme ich mit 5 Knoten voran. Vor der Bucht hole ich das Fernglas um zu schauen, ob bereits andere Boote in der Bucht liegen. Doch es ist kein Boot zu sehen. Also kreuze ich noch gemütlich so weit es geht in die Bucht hinein. Auf etwa 6 Meter Tiefe fällt der Anker. Was eine schöne Bucht und ich bin vollkommen alleine. Selbst die wenigen Ferienhäuser an der Bucht sind derzeit unbesucht.



Wie gedacht sieht die Bucht sehr geschützt aus. Am Ufer geht es bergauf und es ist dicht bewaldet. Hier fühle ich mich gut aufgehoben für die kommende Nacht.

Nichts war’s – weiter nach Bönhamn
Montag, 28. Juli 2025
Windy hatte viel Wind um nichts gemacht. Die Nacht war vollkommen ruhig. Aber ich hatte nichts dagegen und dafür einen ruhigen Schlaf. Nach der Arbeit wurde der Anker gelichtet. Wie vorhergesagt – Südwind. Aber es sollte ja sowieso nur ein kleiner Schlag nach Bönhamn sein, weniger als 10 sm. Draußen auf der offenen Ostsee ging es mal wieder gut ab. Etwa 13 Knoten Wind und 0,5 bis 1 Meter Welle und das gegenan. Also habe ich mal schnell wieder das erste Reff rein gemacht.


Man muss ja auch über sich selbst lachen können… Unterwegs, so hoch am Wind, Miss Sophie gut Schräglage dachte ich, ich könnte doch mal einen Videoclip machen, wie ich auf der hohen Kante sitze. Meine GoPro ist am Heckkorb befestigt. Johann (der Pinnenpilot) hatte keine Probleme beim Steuern. Also Lifeline angelegt und GoPro an. Gerade sitze ich eine halbe Minute auf der Kante kommt eine Welle über das Boot. Einmal Dusche bitte… Den ganzen Tag kam keine einzige Welle dermaßen über das Boot, ausgerechnet, als ich auf der Kante sitze und den Videoclip machen möchte. Das gibt ein lustiges Video…
Kurz vor Bönhamn rolle ich bei 10 Knoten Wind die Fock ein – ich hatte mehr Windabschattung durch die vorgelagerten Inseln erwartet. Ein kleines Stück geht es noch mit dem Großsegel dann fällt auch dieses und mit Motorkraft geht es in die Bucht. Verteilt gibt es etwa 30 Liegeplätze wobei vorzugsweise mit Heckanker und dem Bug zum Steg angelegt wird. Ich hoffe darauf, längs festmachen zu können. Am nördlichen Steg liegt ein Schwede mit Heckanker. Links von ihm ist jede Menge Platz. Er steht am Steg um meine Leine anzunehmen. Festgemacht.

Börnhamn wird im Hamnguiden als Juwel bezeichnet. Im Restaurant soll man gut Fisch essen zu können und es gibt eine kleine Kapelle der Gävle-Fischer aus dem 17. Jhd. Ich verstehe nicht, was alle an Trysunda finden. Diesen Ort finde ich wesentlich schöner. Wer am nördlichen Steg liegt hat wunderschöne Abendsonne. Die Hafengebühr beträgt gerade mal 160 SEK. Es wird aber auch geschrieben, dass die Hafengebühr nur zum Erhalt der Anlegestellen erhoben wird. Non profit eben. Hier werde ich zwei Nächte bleiben da für den nächsten Tag Regen vorhergesagt ist.







Regentag
Dienstag, 29. Juli 2025
Heute nichts besonderes – aber das hatte ich so erwartet. Den ganzen Vormittag Regen mit Starkwind. Deshalb hatte ich in Bönhamn gleich zwei Nächte gebucht. Am Nachmittag spielt eine Band alte Rocksongs von einem Schiff. Die Schweden neben mir erzählen, dass die das jedes Jahr machen – für die Touristen. Sie ziehen von Insel zu Insel bzw. von einem Touristenort zum nächsten. Sie sagen mir auch, dass in Bönhamn noch zwei Familien ganzjährig leben. Der Rest sind alles Ferienhäuser.
Ich plane derweil die nächsten Tage. Die Wettervorhersage ist überwiegend gut, unterbrochen von einem Regentag. Den werde ich wahrscheinlich in Härnösand verbringen. Dann kann ich dort noch einmal zum Lidl. Diesmal werde ich aber den nördlichen Hafen ansteuern.

„Segeltage“ die ich nicht mag
Mittwoch, 30. Juli 2025
Als ich mich vor ein paar Wochen, noch auf dem Weg Richtung Norden, über Wind und Wetter auskotzte, meinte jemand im Segeln-Forum, ich solle doch mit dem Wind segeln. Das ist leichter gesagt als getan. Wieder ist Südwind mit Sonnenschein angesagt und ich muss Richtung Süden. Warten macht auch keinen Sinn denn das Wetter wird dann etwas schlechter. Der Blick am Mittag nach der Arbeit Richtung Hafeneinfahrt verrät anhand der Brandung das wieder gut Welle zu erwarten ist. Orca meint ich könnte hoch am Wind segeln. Die Welle bestätigt sich dann draußen auf der offenen Ostsee. 1 bis 1,5 Meter und mal wieder gegenan. Wind? 5 Knoten. Segeln macht keinen Sinn. Also geht es mit Hilfe des Motors Richtung Süden. Eigentlich wollte ich in eine Ankerbucht – ca. 15 sm. Angesichts der Bedingungen schaue ich nach Alternativen die ich schon im Vorfeld angesehen hatte. An der Südspitze der Insel Storön gibt es eine SXK-Boje. Sobald als möglich steure ich auf die Westseite von Storön. Wind und Welle kommen aus Südost. Endlich komme ich in die Abdeckung und die ekelhafte Welle ist wenigstens weg. Nun hoffen, dass die Boje auch frei ist. Eine Alternative wäre sonst noch einmal Lustholmen anzusteuern. Doch die Boje ist frei. Und wie ich richtig spekulierte reicht die Landspitze der Insel um hier Ruhe vor der Welle zu haben. In der Nacht soll der Wind auf Nord drehen, auch deshalb hatte ich diese Boje auf dem Schirm. Zum ersten Mal befestige ich die Bojen-Flagge am Achterstag.



Die blauen Bojen werden von der Swedish Cruising Association, kurz SXK, ausgebracht. Daran anlegen darf wer die Bojenflagge hat, die jährlich zu erwerben ist. Um diese zu erwerben, muss man Mitglied sein. Bisher waren diese Bojen weniger mein Ziel. Im Juni, auf dem Weg Richtung Norden, war es so kalt, dass ich häufig Häfen ansteuerte, um mit Landstrom nachts die Heizung laufen lassen zu können. Nördlich von Sundsvall gibt es relativ wenig Bojen des SXK.

Nachdem ich an der Boje festgemacht habe, wird das Kanu fertig gemacht. Erster Landgang. Am Ufer hat es Sitzgelegenheiten, eine Grillstelle und eine Trockentoilette. Also wird kurzerhand geplant. Zurück aufs Boot, Tomatensalat machen, Grillwurst und alles notwendige in den Rucksack einpacken. Wieder ins Kanu und am Ufer etwas Brennholz sammeln. Schnell brennt das Feuer und die Wurst liegt auf dem Grill. Es könnte kaum schöner sein.




Ein Wermutstropfen….
Seit einigen Tagen habe ich abendliche Gäste – Stechmücken. Inzwischen ist das richtig lästig. In der Bucht von Mjältön fragte ich einen Schweden, weshalb sie in der Bucht ankern, es wäre doch genügend Platz hier am Steg gewesen. Darauf meinte er: zum einen wegen der Privatsphäre und zum anderen wegen der Stechmücken. Ich habe jetzt die letzten Tage einige Male geankert oder wie heute an der Boje festgemacht. Doch das es weg vom Ufer weniger Stechmücken geben würde, kann ich jetzt nicht bestätigen. Inzwischen habe ich abends das Elefantentuch vor dem Eingang gespannt. Und trotzdem jage ich jeden Abend 10 bis 20 Stechmücken. Ich fürchte diese Viecher werden mich bis zum Ende meiner Reise begleiten.

Härnösand – wieder einmal…
Mit Härnösand verbinde ich gemischte Gefühle. Zum einen das Warten auf den Anlasser (fünf Tage habe ich hier verloren) und zum anderen die Hilfsbereitschaft und die netten Mitarbeiter der Werkstatt.
Aber es gibt hier nicht viel andere Möglichkeiten. Insbesondere auch dadurch, dass dieses Jahr die Durchfahrt durch Härnösand wegen des Neubaus der Drehbrücke nicht möglich ist. D.h. so oder so muss ich wieder an der Ostküste der Insel Härnön vorbei. Die Idee, den nördlichen Hafen anzusteuern, hatte ich verworfen da es dieses Jahr aufgrund der Baustelle dort keinen Landstrom gibt.
Bis zum Mittag liege ich noch an der SXK Boje. Das Wetter sieht gut aus, strahlend blauer Himmel. Es sieht auch nach weniger Welle aus als am Vortrag und das Beste: Der Wind kommt aus Nordost. Großsegel hochgezogen und Fock ausgerollt und schon geht es mit etwa 4 bis 5 Knoten voran. Nur ab und an ärgert eine etwas größere Welle die unter dem Boot durchrollt und den Magen etwas reizt.

Leider lässt auf der Hälfte der Strecke der Wind etwas nach. Ich prüfe sicherheitshalber den Regenradar und sehe aus dem Osten Gewitter im Anzug. Etwa 1830 sollen sie in Härnösand sein. Meine erwartete Ankunftszeit laut Orca wäre etwa identisch. Im Sund würden mich die Gewitter nicht allzu sehr stören. Nur auf der offenen See, das muss nicht sein. Mit nachlassendem Wind sinkt meine Geschwindigkeit auf 3 Knoten. Um nichts zu riskieren, nehme ich den Motor dazu. Die Fock wird weggerollt. Inzwischen kommt der Wind so achterlich, dass diese in der Abschattung des Großsegels nur hin und her schlägt.

Etwa 5 sm vor dem Sund muss ich eine Halse machen und kann dann etwas anluven. Jetzt kann ich wieder auf den Motor verzichten und die Fock ausrollen. Die wechselnden Winde im Sund kenne ich bereits und bringen mich nicht aus der Ruhe. Einfach die Segel stehen lassen und warten. 1 oder 2 Minuten später bläst der Wind wieder in die Segel und Miss Sophie beschleunigt wieder.
Der Gästesteg ist wie erwartet recht leer. Nur ein anderes deutsches Segelboot liegt da und ein Crew-Mitglied der Yacht fängt meinen Bug beim Anlegen auf.
Härnösand ist insofern praktisch, weil ich hier noch einmal gut einkaufen kann. Hier gibt es einen Lidl und im Lidl gibt es H-Milch.
Die Planung der nächsten Tage ist schwierig. Windy sagt für Samstag recht viel Regen voraus. Die deutschen Nachbarn meinen das es morgen keinen Wind hätte. Windy und Orca meinen etwas anderes. Ich denke ich entscheide morgen im Laufe des Vormittags was ich mache.



Das wird ein lustiger Tag
Freitag, 01. August 2025
Meine Stegnachbarn in Härnösand hatten gemeint, heute würde es keinen Wind geben. Doch es hat Wind und dazu noch Nordost, genau das, was ich brauche. Also beende ich meine Arbeit etwas früher und beeile mich meine Einkäufe zu erledigen.
Am Nachmittag lege ich ab. Ich habe ein etwas spezielles Ziel: Kattskär. Speziell deshalb, weil ich vor einigen Wochen nur wenige hundert Meter entfernt war – Tynderökanalen. Ich muss das mal auf einem Kartenausschnitt zeigen. Der geplante Liegeplatz ist durch eine Brücke mit 4 Meter Durchfahrtshöhe vom letzten geteilt. Speziell ist dieser Platz zum anderen, weil der Hamnguiden sehr unsichere Angaben zur Einfahrt macht. Nach Kattskär muss ich von Süden kommend durch einen schmalen Kanal. Der Kanal war wohl ursprünglich einmal 6 Meter tief. Die letzte bekannte Tiefe soll 2 Meter betragen. Auf der kleinen Insel befindet sich eine Anlegestelle des SXK (Svenska Kryssarklubben). Ein Steg mit Heckbojen, eine Trockentoilette, eine Sauna und eine Grillstelle.



Wie gesagt konnte ich dann am Nachmittag ablegen. Zuerst ging es unter Motor raus aus dem Sund da hier der Wind noch schwach war und (das kannte ich schon) ständig seine Richtung wechselte. Kurz vor dem Ende des Sunds wurden dann die Segel gesetzt und es ging bei leichtem raumen Wind Richtung Südosten. Nur die Welle war wieder einmal etwas nervig so dass ich einen Bullenstander (eine Sicherungsleine für den Großbaum) setzen musste. Denn ansonsten schlug der Großbaum immer wieder heftig wenn eine größere Welle kam.

Am südlichen Ende der Insel Åston (s. Karte oben) konnte ich endlich anluven und lief zuerst auf Halbwind-Kurs und schließlich am Wind. Und das Beste: Da ich jetzt durch die Insel Åston in der Abschattung war, war die Welle komplett weg. So etwas hatte ich in den Wochen noch nie: Schönen Wind etwas von vorne und null Welle. Es war fast wie auf dem Bodensee (dort kommen Wellen eher von den vielen Motorbooten).
Wer noch einmal einen Blick auf die Karte oben wirft sieht, dass ich an einer größeren Bucht vorbei segelte. An deren Ende hat es ebenfalls einen Steg und es wäre der kürzere Weg gewesen. Ich schaute beim Vorbeifahren mit dem Fernglas und sah einige Boote in der Bucht. In Kattskär rechnete ich eher mit wenig Stegnachbarn. Aber diese Bucht wäre sonst das Ausweichziel.
Die Einfahrt war wie erwartet spannend doch es reichte gut im Kanal – 2 Meter Tiefe wie angekündigt. Nur nach dem Kanal bekam ich kurz einen Schreck, als das Lot nur 1,1 Meter anzeigte. Eigentlich sollte es jetzt wieder tiefer sein. Doch dann sah ich den Grund dafür: Seegras. Ich war wieder beruhigt.


Als ich dann um die erste der beiden Inseln fuhr, bekam ich den zweiten Schreck. Auf der Insel stand ein Partyzelt und beide Stege waren voll belegt mit Segel- und Motorbooten. Ich fuhr noch etwas heran, um vielleicht doch noch einen Platz zu finden. Da standen drei Männer am Stegende und signalisierten mir, dass ich zwischen zwei Boote fahren und eine der belegten Heckbojen mit nützen soll. Ich passte mit meinem Bug gerade so in die Lücke.
Nun stellte sich heraus, dass dies alles Mitglieder des Svenska Kryssarklubben waren, die auf ihrer jährlichen Club-Ausfahrt unterwegs waren. Und in einer unglaublichen Herzlichkeit hatten sie mich sofort eingeladen, an ihrem Event teilzunehmen. Es hätte noch genug zu Essen und zum Trinken. Und so verbrachte ich einen lustigen und geselligen Abend mit anderen Wassersportfreunden. Der Abend wurde lang – ich denke es war gegen 2 Uhr, als ich in die Koje plumpste.

Doch bevor es dazu kam, wurde ich noch gefragt, ob ich nicht mit ihnen weiterziehen möchte. Ich sagte: „wenn das Ziel Richtung Süden liegt, bin ich dabei“. Lill-Lubban sollte das nächste Ziel sein. Dort war ich schon auf dem Hinweg. Auch hier hat der SXK einen „Hafen“. Und es liegt Richtung Süden. Also bin ich dabei.

Ein schöner Segeltag und ein schöner Abend mit neuen Freunden
Samstag, 02. August 2025
Nach einem gemeinsamen Frühstück am Morgen wird gegen 10 Uhr abgelegt. Das Wetter ist sehr gut und es hat Ostwind. Ein Boot nach dem anderen verlässt den Steg und ich reihe mich ein. Ich wollte eigentlich den gleichen Weg hinaus nehmen, wie ich hinein gefahren war. Doch ich dachte die Locals werden sich besser auskennen und fuhr hinterher. Für meinen Geschmack etwas zu langsam. Und dann passierte es: Plötzlich ging unter Motor nichts mehr. Ich konnte den Gashebel soweit nach vorne legen wie ich wollte – der Motor änderte nicht mehr seine Drehzahl. Ein Blick ins Wasser lies mich böses ahnen: Seegras in der Schraube. Das hatte ich schon einmal auf dem Bodensee. Damals konnte ich mir behelfen durch ein beherztes Einlegen des Rückwärtsgangs mit viel Schub. Doch jetzt ging nichts mehr. Nicht vorwärts und nicht rückwärts. Und wäre es nicht doof genug, drückte mich noch der Wind näher an Land und damit tiefer in das Seegras. Um den letztendlichen Legerwall zu vermeiden, sprang ich nach vorne und warf den Anker raus.
Die neuen Freunde des SXK signalisierten mir, dass jemand kommen wird, um mich aus dem Seegras raus zu ziehen. Ein Motorboot mit starkem Außenborder kam dann und warf eine Leine hinüber und schleppte mich frei. Doch das hatte nichts an der Situation mit meiner Schraube geändert. Es half nichts. Kleider ausziehen, Badehose an, Taucherbrille holen. Und dann ging es ins Wasser. Die Schraube war komplett voll mit Seegras. Kein Wunder, dass sie nichts mehr machte. Nachdem die Schraube vom Seegras befreit war, ging der Motor wieder auf Drehzahl. Diesmal legte ich den Gashebel nach vorne, um schnell durch diese kurze Passage zu kommen. Aufatmen. Ich sah mich schon beinahe überwintern in Kattskär.


Draußen wurden dann die Segel gesetzt und auf schönem Halbwindkurs ging es mit 5 bis 6 Knoten nach Lill-Lubban.
Auf Lill-Lubban sollte es ein Barbecue geben. Deshalb stellte ich die Frage, was man mitbringen kann. Meine Vorräte waren ja gut gefüllt. Nichts, war die Antwort. Nur Getränke wie Bier und Wein bringt jeder selbst mit. Wow, das hatte mich fast von den Socken gehauen. In der Grillhütte saßen ein paar der Schweden und grillten einige Schweinefilet. Dazu waren einige Salate vorbereitet und es war ein festliches und reichliches Essen.



Nach dem Essen gab es durch einen Schweden musikalische Unterhaltung der wohl einige lustige schwedische Lieder zum Besten gab. Der Abend wurde noch länger als der vorherige und es waren lustige, interessante und aufschlussreiche Gespräche. Alles in allem war dies sicher einer meiner Höhepunkte dieser Reise. Natürlich gab ich das Versprechen, sich im nächsten Jahr wieder zu sehen.
Und noch eine Anekdote zum Schluss: Auch in Schweden läuft an Silvester auf jedem Fernsehprogramm „Dinner for one“. So sorgte der Bootsname „Miss Sophie“ für einige Schmunzler.



Anstrengender Segeltag
Sonntag, 03. August 2025
Wieder hatte ich ein gemeinsames Frühstück. Doch jetzt sollten sich die Wege trennen. Während die Mitglieder des SXK Richtung Nordost steuerten, sollte es für mich weiter Richtung Süden gehen. Nur kam heute der Wind aus Südost. Nicht gut. Denn für mich bedeutete dies viel Welle und, wie sich dann noch zeigen sollte, auch noch viel Wind. Raus aus der Bucht hatte ich erst einmal ein Problem mit meinem Focksegel welches sich selbständig gemacht hatte. Das Großsegel war zum Glück schon gesetzt. Aber die Fock flatterte jetzt ohne Kontrolle im starken Wind und dadurch hatten sich auch noch die Schoten vertüdelt weshalb ich die Fock nicht unter Kontrolle bringen konnte. Bei starker Welle, etwa 1 Meter, 10 bis 15 Knoten Wind, natürlich mit Lifebelt, krabbelte ich auf den Bug, um das Problem zu lösen. Extrem anstrengend. Nachdem ich zumindest die Leeschot wieder soweit im Griff hatte, geriet ich unfreiwillig in das Manöver „Beiliegen“. Das bedeutet die Fock steht back, also eigentlich auf der falschen Seite. Aber in dem Moment schaltete ich und begrüßte die Situation. Mit hart dagegen gelegtem Ruder, das Großsegel lose, kam erst einmal wieder etwas Ruhe in die ganze Situation. Vom Ufer war ich weit genug entfernt so dass mich die leichte Abdrift nicht besorgen musste. So konnte ich mich, jetzt mit etwas mehr Ruhe im Schiff, um die andere Schotleine der Fock kümmern. Nachdem alles wieder einigermaßen organisiert war, ich etwas getrunken hatte, konnte ich die Fock auf die richtige Seite nehmen und das Boot Fahrt aufnehmen lassen. Jetzt ging es erst einmal auf dem Holebug Richtung offene Ostsee.

Waren Wind und Welle gerade noch anstrengend, wurde beides zunehmend sehr anstrengend. Der Wind nahm zu auf bis zu 18 Knoten und die hackige Ostseewelle auf 1,5 Meter. Einige Wellen schlugen über das Boot und ich musste immer wieder schnell meinen Kopf unter die Sprayhood ziehen, um nicht eine Dusche abzubekommen.


Achja, mein heutiges Ziel hatte ich noch nicht erwähnt: Mellanfjärden. Etwa 15 Seemeilen sollten es sein, also nicht zu viel. Tatsächlich waren es am Ende etwas über 20 sm. Denn in der Ansteuerung Richtung Mellanfjärden lagen noch zwei Untiefen – die eine östlich, die andere westlich meiner Route. Also galt es hier den Weg dazwischen zu finden. Nicht einfach bei diesen Bedingungen.
Wie gesagt kam der Wind aus Südöst. Und die Bucht bzw. Einfahrt von Mellanfjörden verläuft in Richtung Nordwest. Bedeutet Wind und Welle genau von hinten. Etwas, was man bei einer schwierigen Einfahrt als Segler nicht unbedingt haben möchte. Ich hatte das schon einmal am Anfang meiner Reise, bei der Einfahrt nach Christansø beschrieben. Meine Hoffnung war: Die Bucht ist ziemlich groß und in der Mitte hat es eine Insel. Der Gästehafen liegt nördlich der Insel also im Lee. Dadurch sollten Wind und Welle weitgehend weg sein. Die Einfahrt ging dann doch besser als befürchtet. Es war zwar schwierig, den Kurs genau zu halten, doch das Fahrwasser war dann doch breiter als gedacht.


Am Gästesteg dann kein einziges Boot. Anlegen mit Heckboje, D.h. voraussichtlich auch niemand, der den Bug entgegennimmt. Die Welle war weg aber der Wind blies immer noch mit knapp 10 Knoten. Zum Glück von hinten. Für das Anlegen vorteilhaft. Der Bojenhaken ist gesetzt, langsam geht es auf den Steg zu. Ein paar Touristen laufen auf dem Steg aber niemand der sieht, dass hier einer Einhand unter etwas erschwerten Bedingungen anlegen muss. Irgendwie bekomme ich das alles unter Kontrolle und kann mit der Bugleine auf den Steg springen. Festgemacht. Selten habe ich mich so erleichtert und auch gleichzeitig k.o. gefühlt.



Nachdem die zweite Bugleine fest, das Großsegel verstaut, alle Leinen versorgt und der Landstrom angeschlossen ist, falle ich erst einmal in die Koje. Ich brauchte dringend etwas Schlaf nach der kurzen Nacht und diesem anstrengenden Tag. Nach einer Stunde Schlaf war ich wieder soweit fit, um mir etwas zum Essen zu machen. Selbstgemachte Bolognese. Nicht mit Spaghetti sondern mit Fusilli, die lagen gerade noch auf dem Tisch.

Wie es weitergeht? Schwierig. Für Dienstag und Mittwoch ist Starkwind aus Süden und für morgen Regen vorhergesagt. Bleibe ich hier oder kann ich morgen noch etwas weiter? Im Moment weiß ich es noch nicht.
2 Comments
So nice to meet you Thomas.
You did really contribute to the well being of all around you with just being there.
I hope we can make you come back one day and enjoy our beautiful spot in this world of ours.
Thank you once again for being who you are…
///
Roger
Thank you for your kind comment. It was such a pleasure to meet you. I hope to see you again next year. I will of course bring the promised schnapps with me.
Thomas