In meinen beiden Beiträgen zum geplanten Ostsee-Törn über mehr als 100 Tage hatte ich schon etwas über den notwendigen Umbau bzw. der Erweiterung meiner Stromversorgung auf der Miss Sophie geschrieben.

Mein Törn geht etwas über 100 Tage. Davon sind zwei Monate „Workation“. Workation bedeutet ich arbeite vom Boot aus. Meine berufliche Tätigkeit als SAP Berater lässt dies zu. Seit Corona gibt es kaum noch Präsenz-Termine. Die meisten Meetings werden über Teams gehalten. Um zu gewährleisten, dass ich vom Boot aus arbeiten kann, musste ich zwei Themen betrachten:

Internet

Aus der Erfahrung meiner bisherigen Reisen in die skandinavischen Länder (Dänemark, Norwegen, Färör Inseln) weiß ich, dass die Versorgung mit mobilem Internet in diesen Ländern wesentlich besser ist als in Deutschland. Aber mein Plan ist, so viel wie möglich in einsamen Buchten zu ankern. Wie dort die Internetverbindung ist – schwer zu sagen. Etwas wider Willen entschied ich mich dann für Starlink. Ja, Elon Musk ist ein Arxxx. Aber was er mit Starlink geschaffen hat, ist einmalig. Mit einer kleinen Schüssel Highspeed-Internet mobil fast weltweit. Kosten: Im Tarif „Reise unbegrenzt“ 70 Euro im Monat. Selbst mit einer günstigen Alternative wie Prepaid von Lidl würde ich wahrscheinlich auf 40 Euro mtl. kommen plus Hafengebühren da in der Ankerbucht kein ausreichender Empfang.

Stromversorgung

Bei meiner Planung unterschied ich zwischen Segeltag und Arbeitstag. Wobei ich in beiden Fällen von einer Ankernacht ausging. Schon als ich die Elektrik der First 235 komplett erneuerte, hatte ich mir einen Rechner in Excel aus einem Forum heruntergeladen. In diesem führte ich meine Stromverbraucher auf: Pinnenpilot, Ankerlicht, Positionsleuchten, Kühlbox, Funk, Laptop, Instrumente, Starlink, Licht im Boot, usw.

Ich holte mir dann Rat im Segeln-Forum. Da sind einige User unterwegs, die diesbezüglich Erfahrung und gute Ideen haben. Eine Überlegung war dabei, die Auf-/Umrüstung so zu planen, dass ich sie nach den zwei Jahren wieder reduzieren kann auf „Bodensee-Niveau“. Und das ohne fünf unnötige Löcher oder Kabel zu hinterlassen.

Oben ist der fertige Plan. Grau hinterlegt ist das, was bereits besteht. Der Plan sieht vor, dass die Stromversorgung für jeden Tag über einen der beiden 100 Ah LiFePo4 Akku erfolgt. Der andere LiFePo4 Akku wird dann mit Hilfe von ingesamt 3 Solarmodulen mit einer gesamten Leistung von 250 Watt geladen. Dazu der Wahl-Schalter, welche LiFoPo gerade über Solar geladen wird. D.h. jeden Morgen schalte ich um zwischen der zu ladenden Batterie und der zu verwendenden Batterie. Die bestehende 85 Ah Bleibatterie, die über Landstrom geladen wird, bleibt als „eiserne“ Reserve. Im Notfall habe ich diese um noch sicher einen Hafen ansteuern zu können. Im Hafen kann ich dann alle Batterien wieder laden. Die 85 Ah Bleibatterie über das vorhandene Ladegerät und die LiFePo Batterien über ein zusätzliches mobiles Ladegerät.

Dem aufmerksamen Leser wird auffallen, dass der gewählte Solarladeregler von Victron (MPPT 75/15) nicht ganz der Gesamtleistung der Module entspricht (nominale PV Leistung 12 Volt = 220 Watt). Aber: Ein 100 W Modul wird Steuerbord, ein weiteres 100 W Backbord und ein 50 W Modul achtern angebracht. Schon aufgrund der Anordnung ist klar, dass niemals die 250 W Gesamtleistung erreicht werden können. Ich rechne eher mit 150 bis 200 Watt.

Ein VSR ermöglicht das Laden der 85 Ah Bleibatterie unter Motorfahrt (über die Lichtmaschine). Da ich nur einen 9 PS Volvo Penta und damit keine sonderlich starke Lichtmaschine habe, wird dieser nur manuell zugeschaltet, wenn ich entsprechende Drehzahl habe (Marschfahrt).

Solarmodule

Neben der Leistung der Solarmodule ist die Spannung nicht ganz unwichtig. Die Spannung des Moduls ergibt sich (vereinfacht) aus der Anzahl der Solarzellen auf dem Modul und der Art wie diese geschaltet sind (parallel oder in Reihe). Ich habe mich dann für Solarmodule von Offgridtech mit einer Spannung von 39 Volt entschieden. Die höhere Spannung erlaubt dünnere Kabel. Oder umgekehrt: Je niedriger die Spannung bei gleicher Stromstärke (A) umso höher muss der Kabelquerschnitt sein. Wobei die Stromstärke bei gleicher Leistung mit zunehmender Spannung sinkt.

Nach dem Törn – 2027

Nach dem Törn, 2027, fliegt die Blei-Batterie raus und wird ersetzt durch eine der LiFePo4 Batterien. Der VSR kann bleiben. Die beiden 100 W Solarmodule werden in mein Balkonkraftwerk integriert (Richtung Osten) und steigern damit meine Solarleistung, die bisher nach Süden ausgerichtet ist, am Morgen. Der Batteriemonitor überwacht dann die Starter- und die Versorgungsbatterie. Überflüssig sind dann der Wahlschalter (welche Batterie wird durch Solar geladen) wobei man hier das noch umbauen könnte zwischen Starter- und Versorgerbatterie. Ebenso überflüssig der Wahlschalter welche Versorgerbatterie ist aktiv. Das ist letztendlich das einzige, was am Ende wirklich überflüssig ist.

Aber vielleicht wird das Boot ja dann Richtung Ost- oder Nordsee verkauft. Dann könnte der Käufer die Stromversorgung ohne viel Aufwand wieder so aufbauen, wie ich sie für diesen Törn nütze.

Umsetzung

Viele denken „12 Volt – kein Problem“. Doch 12 Volt können bei entsprechender Stromstärke mindestens genauso gefährlich sein wie 230 Volt. Neben der körperlichen Verletzung ist vor allem der Kabelbrand eine Gefahr. Was die Auslegung von Kabelquerschnitten und Sicherungen und die eigentliche Installation betrifft, hatte ich das Glück, einen Elektromeister aus dem Segelclub zur Hand zu haben. Mit ihm bin ich die Planung mehrfach durchgegangen und zusammen haben wir festgelegt, wo welche Sicherung und wo welcher Kabelquerschnitt zu verwenden ist.

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