Nur ein kleiner Schlag…
Sonntag, 29. Juni 2025
Noch liege ich im Gästhamn von Gävle und ich sollte jetzt nach Huseliharen da voraussichtlich am Dienstag dort die Lichtmaschine eintreffen sollte. Selbst in dem Hafen, der praktisch in der Stadt liegt, hat es 10 – 15 Knoten Wind mit Böen um 20 Knoten. Da ich in Huseliharen an einer Heckboje anlegen muss, nicht weiß wie die Situation dort ist, studiere ich mehrfach über den Tag Windfinder und Windy. Gegen 17 Uhr soll der Wind etwas nachlassen bevor er dann in der Nacht wieder zunimmt. Für den nächsten Tag sieht es nicht besser aus. Gegen 17 Uhr lässt der Wind tatsächlich etwas nach. Es hilft nichts – ich muss dort rüber. Nur ein kurzer Schlag von 5 sm die ich unter Motor mache. Also ca. 1 Stunde.

In einer Windpause werfe ich die Leinen los und lege ab. Was ich nicht beachtet hatte, das waren dunkle Regenwolken im Westen. Der Wind kommt aus Südwest. Keine 10 Minuten später spüre ich die ersten Regentropfen und dann geht das „Inferno“ auch gleich los. Der Wind legt zu auf 20 Knoten und es hat Böen bis 30 Knoten. Auch ohne Segel legt sich Miss Sophie auf die Seite. Dazu schüttet es in Strömen. Und das im engen Fahrwasser.
Ein Stück weiter draußen kann ich das Fahrwasser verlassen und den Pinnenpilot verwenden. Zeit genug, um die nassen Klamoten gegen Ölzeug zu tauschen. Kurz vor Huseliiharen ist der Spuk vorbei. Der Wind hat wieder nachgelassen. Die Bojenplätze liegen windgeschützt und ein Finne, der wohl auch eben angelegt hat, nimmt mir freundlicherweise die Bugleinen während ich die Heckboje belegen kann.
Lessons learned
Bevor du ablegst, auch wenn es nur ein kurzer Schlag ist, studiere den Himmel in alle Richtungen und außer den Windvorhersagen auch den Wetterbericht und ggf. auch den Regenradar.
Angekommen in Huseliiharen
Der Gefle Segel Sällskap ist der älteste Segelclub Schwedens – gegründet 1880. Ich hatte hier einen elitären Hafen mit Clubhaus erwartet. Ein Clubhaus gibt es wohl, das ist aber geschlossen. Auch sonst ist niemand zu sehen. Was ebenfalls überrascht: Es liegen einige Motorboote im Hafen. Das wäre bei unserem Segelclub am Bodensee undenkbar. Das Restaurant hat eine gehobene Karte und gehobene Preise. Aber es gibt wohl Lunch um die Mittagszeit. Das werde ich gleich am nächsten Tag testen. Ich buche jedenfalls den Liegeplatz für 2 Tage über Dockspot.
Die sanitären Anlagen sind sehr einfach – zwei einfache Toiletten, zwei Duschen, eine Waschmaschine.

Ich brauche einen Plan…
Mehr und mehr muss ich mir Gedanken machen, wie es weitergehen soll. Mein Urlaub ist am Montag zu Ende. Für Juli und August habe ich einen geänderten Arbeitsvertrag – Workation. Ich muss 6 Stunden täglich arbeiten. Das kann ich vom Boot aus da bei meiner Tätigkeit die meisten Meetings über Teams stattfinden. Dafür hatte ich Starlink angeschafft. Im Nachhinein denke ich, ich hätte besser auf 50% reduziert. Aber nun ist es so.
Auch wenn die Tage gerade noch lang sind (Sonnenuntergang 22:25 Uhr), bedeutet das eine sehr reduzierte Zeit segeln zu können. Außerdem werden die Tage jetzt kürzer. Mein Traum war die Gelbe Tonne bei Haparanda. Ich hatte dafür extra noch einen Club-Stander mitgenommen, um diesen dort zu lassen. Doch der Traum löst sich mehr und mehr in Luft auf. Das Problem mit der Lichtmaschine hat mich noch einmal um Tage zurück geworfen.
Mein zweites Problem: Das Winterlager. Das Boot soll über den Winter in Schweden bleiben. Ohne diese Option wäre es überhaupt nicht realistisch gewesen, die Gelbe Tonne zu erreichen. Ich habe ein Winterlager sicher in Nävekvarn. Das ist etwa 75 sm südlich von Stockholm. Also etwa 3 Segeltage. Ich bin jetzt etwa 3 Segeltage nördlich von Stockholm. Hätte ich ein Winterlager nördlich von Stockholm, würde mir das etwa 6 Segeltage sparen. Doch bis jetzt ist jede Suche erfolglos.
ChatGPT hilft mir, das überhaupt einzuschätzen. Von hier sind es noch etwa 600 – 700 gesegelte Seemeilen bis Haparanda (Luftlinie 350 sm). Ich müsste mit 15 bis 20 Segeltagen rechnen. Wenn man bedenkt, dass ich in 4 Wochen (wetterbedingt) gerade einmal 18 Segeltage hingebracht habe, ist das eine ganz knappe Nummer.
Die Alternative
Die Alternative ist jetzt, oder spätestens in einer Woche, umzukehren und sich Richtung Nävekvarn zu orientieren. Wenn ich dann sehe, dass ich noch gut Zeit habe, könnte ich den Sprung hinüber zu den Aland Inseln machen. Und mit etwas Glück könnte ich von den Aland Inseln das Turku Archipel erreichen und somit noch die finnische Gastland Flagge hochziehen.
Die Entscheidung
Ich schaue auf meine Excel-Tabelle – bisher habe ich auf dieser Reise 590 sm geschafft. Wenn ich hoch scrolle und sehe, dass es noch 600 bis 700 sm bis Haparanda sind, dann ist das Ziel mit dem Rückweg bis Nävekvarn nicht in der Zeit zu schaffen, die mir noch zur Verfügung steht. Einzige Hoffnung ist noch einen Winterliegeplatz nördlich von Stockholm zu finden. Ich schiebe die Entscheidung noch auf.
Der bisher schönste Segeltag (und mein erster Arbeitstag)
Dienstag, 1. Juli 2025
Der 1. Juli ist nach fünf Wochen Urlaub mein erster Arbeitstag unter besonderen Bedingungen. „Workation“ ist der neudeutsche Begriff. Ich muss 6 Stunden täglich arbeiten. Ich bin im Hafen des Segelclubs bei schönstem Wetter. Am liebsten würde ich los segeln. Aber ich warte ja auch noch auf die Lichtmaschine, die heute kommen sollte. Am Morgen rufe ich gleich den Sendungsstatus ab. Sendung wurde für die Zustellung eingeladen. Ich habe eine Notiz für Nord Paket vorbereitet die ich am Restaurant befestige.
Ich beginne meine Mails abzuarbeiten und hole mir einen Status von meinen Arbeitskollegen. Ab 11 Uhr ist das Restaurant geöffnet. Der Paketbote war wohl noch nicht da. Ich informiere noch einmal die Damen im Restaurant. Um 13 Uhr gehe ich dort zum Essen – immer noch kein Paket. Meine Arbeit habe ich vorerst beendet und ich warte. Um 14.30 Uhr kommt endlich der Paketbote und bringt das lang ersehnte Paket. Donnerstag soll das Wetter sehr schlecht sein – da plane ich den Wechsel der Lichtmaschine.
Aber jetzt erst einmal Leinen los. Ich habe mir am Vorabend drei Optionen herausgesucht und markiert. Ziel ist erst einmal die entfernteste – eine Boje des SXK zwischen den Inseln Gäsholmen und Synskär. Zuerst fahre ich noch unter Motor im Fahrwasser. Dann setze ich zuerst die Fock. Der Wind kommt raumschots und da es in Böen 15 Knoten hat, möchte ich erst einmal sehen wie die Bedingungen sind. Mit etwa 4 Knoten läuft es nicht schlecht aber ich denke das Großsegel setzen zu können. Also Fock erst einmal geborgen und Großsegel gesetzt. Jetzt läuft es schon etwas schneller. Wie fast immer bleibt das Großsegel im ersten Reff. Es hat praktisch keine Welle. Sonnenschein und etwa 25 Grad Lufttemperatur. Die Windrichtung ist ideal. Der scheinbare Wind kommt aus 70 bis 90 Grad. Also wird die Fock noch dazu ausgerollt und die Fahrt kann beginnen. Mit gut 5 bis 6 Knoten rauscht Miss Sophie dahin und gegen 19 Uhr sollte das Ziel erreicht sein. Die meiste Zeit steuert Johann, mein Pinnenpilot, und ich kann mich um den Segeltrimm kümmern. Nur an zwei Engstellen übernehme ich kurz das Ruder.
Dann kommt die Einfahrt zwischen den beiden Inseln. Zahlreiche Steine liegen hier unter Wasser. Unter Motor, ganz langsam, taste ich mich hinein. Landmarken helfen bei der Navigation. Aber ohne Navionics und Orca wollte ich das nicht machen. Die SXK Boje ist frei. Doch welche Überraschung – das hatte ich nicht mehr in Erinnerung – es gibt hier noch einen kleinen Steg. An der einen Seite liegt bereits eine schwedische Segelyacht. Ich hatte eigentlich schon alles zum Einfangen der Boje vorbereitet. Die Frau des Skippers kommt an das Stegende. Ich frage, ob ich daneben anliegen kann. Sie fragt nach meinem Tiefgang. Kein Problem. Also neue Vorbereitung für Leinen zum seitlich anlegen. Der Wind kommt genau von hinten und beim Anfahren muss ich immer wieder kräftig rückwärts Schub geben. Doch beide, also der Skipper und seine Frau, stehen am Steg, um mich aufzufangen. Ich liebe Schweden!

Könnte es einen schöneren Platz geben? Das habe ich schon bei meiner ersten Ankerbucht gefragt. Und auch Ilö war wunderschön. Doch das hier übertrifft alles bisherige. Ich habe einen kurzen Schwatz mit der Frau, erzähle woher ich komme usw. Sie sagt mir, dass ihr Mann gerade an der Grillstelle den Grill angeworfen hat und falls ich etwas habe, kann ich es auf den Grill legen. Da habe ich doch noch eine tolle italienische Wurst in der Kühlbox die gleich auf der Feuerstelle landet. Dazu noch schnell einen Tomatensalat gemacht und ein kühles Bier aus der Bilge geholt. Könnte es schöner sein?




Regentag und eine erfreuliche Perspektive
Mittwoch, 2. Juli 2025
Den heutigen Regentag hatte ich eingeplant und wollte am Nachmittag die Lichtmaschine wechseln. Das hat auch ganz gut geklappt. Im Moment habe ich noch ein Kabel übrig bei dem ich nicht sicher bin, wo ich es anschließen muss. Ich habe eine Vermutung aber warte noch auf Antwort von Motor-Spezi (von denen kam die Lichtmaschine).
Morgen werde ich auch hier bleiben. Für den Nachmittag / Abend ist draußen Sturm (30 – 40 Knoten Wind) vorhergesagt. DWD und FMI (Finnisches Meteorologisches Institut) sagen Orkanböen und See bis 4 Meter. Hier am Steg bin ich recht sicher und die Bucht scheint einigermaßen geschützt. Ggf. muss ich noch ein paar Fender ausbringen. Freitagmittag sollte sich alles beruhigt haben. Nur die Welle macht mir etwas Sorgen. Wenn es so stürmt, steht da am nächsten Tag sicher noch eine ordentliche Welle. Mal sehen was morgen der Deutsche Wetterdienst sagt.




Und dann ergab sich noch eine erfreuliche Perspektive: Ich hatte bisher eine sichere Option für das Winterlager. Die wäre in Nävekvarn. Das ist Luftlinie ca. 100 km südlich von Stockholm. Ich hatte die letzten Wochen vergeblich eine Option nördlich von Stockholm gesucht. Zum einen würde mir das „Luft“ für den Rückweg dieses Jahr geben. Und zum anderen hatte ich vor (wenn ich es dieses Jahr nicht schaffen sollte), im nächsten Jahr die Aland Inseln zu bereisen. Von Nävekvarn müsste ich dazu wieder in den Norden segeln.
Gräddö wäre eine gute Option gewesen. Ich hatte zwei Marinas angeschrieben, aber keine Antwort erhalten. Der Schwede, der jetzt neben mir liegt, nannte mir noch eine Option in Gävle und gab mir gleich die Kontaktdaten dazu. Schon am nächsten Tag bekam ich Antwort. In Summe ist das Winterlager auch noch ein gutes Stück günstiger als in Nävekvarn. Mit Ein- und Auswassern etwa 500 Euro. Für die „Mitgliedschaft“ muss ich ein Deposit von ca. 500 Euro bezahlen, die ich dann nächstes Jahr wieder zurück bekomme.
Da dies mir ca. 6 – 8 Tage Rückweg spart, kann ich im Moment auf jeden Fall weiter Richtung Norden segeln. Von hier nach Gävle sind es 20 sm, also gut in einem Tag zu schaffen. Im anderen Fall (Nävekvarn) müsste ich jetzt langsam an den Rückweg denken da ich ich von hier bis Nävekvarn mit etwa 10 Segeltagen rechnen müsste. Plus 10 Tage schlechtes Wetter = 20 Tage.


Anstrengender Tag…
Freitag, 4. Juli 2025
Um 7 Uhr aufgestanden – ich muss ja noch ein paar Stunden arbeiten. Freitag. Wind und Wetter sind perfekt angesagt. Wind aus Süd. Das bedeutet Halbwind und Raumwind und gutes Vorankommen. Schon am Vorabend hatte ich mir Hudiksvall als maximales Ziel gesetzt. Für den Notfall einige Ankerbuchten bzw. SXK Bojen davor. Ich brauche Strom… Die beiden Schlechtwetter-Tage und das Arbeiten haben meine LiFePo-Akkus leer gesaugt. Der Laptop braucht 5 Ah. Das ist viel. Um 13.30 Uhr kann ich ablegen. Meine „Nachbarn“ die Schweden, haben schon gegen 11 Uhr abgelegt. Wie gerne ich hätte ich es ihnen gleich getan.
Wieder vorsichtig heraus aus diesem Platz zwischen den beiden Inseln. Ich navigiere mit Hilfe von Navionics entlang der Route, die ich beim Einfahren genommen habe. Die ist sicher.
Dann kann ich schon bald die Segel setzen und es geht flott voran. Halber bis raumer Wind mit 10 bis 15 Knoten. Da beschleunigt Miss Sophie auf 5 bis 6 Knoten über Grund. Die meiste Zeit geht es geradeaus mit leichten Korrekturen. D.h. Johann kann den Job machen und ich schaue etwas nach dem Segeltrimm. Eine etwas engere Durchfahrt zwischen zwei Inseln dachte ich zuerst selbst steuern zu müssen. Aber auch dies meistert Johann.





Etwa 10 sm vor Hudiksvall muss ich dann doch die Segel bergen. Der Wind lässt nach, es hat einige Wellen und vor allem kam mir eben ein Frachter mit seinem Piloten recht nah – ich bin im Einfahrtsbereich von einem anderen Hafen. Noch 1,5 Stunden unter Motor. Die Einfahrt irritiert mich mehrfach. Irgendwie komme ich heute mit den Tonnen und der Orientierung nicht klar. Kann vielleicht auch daran liegen, dass bereits die Sonne untergegangen ist. Es ist zwar noch relativ hell, aber trotzdem eben nur Dämmerung.
Um 23:30 Uhr komme ich im Hafen an. Kein Gast. Deshalb mache ich frech an den Bojenplätzen längsseits an. Ich habe jetzt keine Lust noch eine Boje einzufangen.
Kein Saft mehr – böse Überraschung
Der Hauptgrund, weshalb ich Hudiksvall angelaufen habe war der, dass ich keinen Saft mehr hatte. Klar, der Tag war anstrengend und ich war auch recht k.o. Das bezieht sich jetzt aber nicht auf mich, sondern auf meine Batterien. Meine LiFePo Akkus (2 x 100 Ah) waren kurz vor dem Ende. Die eine hatte noch 20% und die andere 15%. Was unter anderem daran lag, dass ich jetzt 2 Tage in der Bucht ohne Strom war und in diesen beiden Tagen kaum Sonnenstrom mit Hilfe der Solarmodule ernten konnte.
Der Plan war also hier über Nacht die Akkus aufzuladen, damit ich am nächsten Tag weiter segeln kann. Denn der kommende Tag sollte noch guten Wind und brauchbares Wetter (bedeckt aber trocken) bieten.
Also gleich nach dem Festmachen das Landstromkabel eingesteckt – kein Strom an Bord. Noch zwei andere Steckdosen versucht – gleiches Ergebnis. Ich dachte schon, dass hier der Strom erst mit der Hafengebühr freigeschaltet wird. Die Steckdosen sind nummeriert. So etwas hatte ich schon einmal in Gävle. Da gab es einen extra Code für den Landstrom.
Also bin ich Richtung Hafengebäude gelaufen. Dann die nächste böse Überraschung: Am Ende des Stegs (also am Anfang wenn man von Land kommt) eine Gittertüre mit Umrahmung, so, dass man sie auch nicht umgehen kann. An der Türe eine Info: Hafenmeister ist von Montag bis Freitag von 9 bis 17 Uhr und Samstag, Sonntag von 9 bis 13 Uhr da. Spät kommende Gäste sollen sich am nächsten Tag anmelden. D.h. man bekommt mit der Anmeldung einen Schlüssel für die Türe (und für die Sanitäranlagen). Willkommen zurück in der Vergangenheit. Kein Dockspot, kein Automat für die Anmeldung und zu alledem: Kein Strom.
Was soll’s. Ändern kann ich es nicht. Nach einem Glas Rotwein falle ich gegen 1 Uhr erschöpft in die Koje.

Samstag, 5. Juli 2025
Am nächsten Morgen also angemeldet beim Hafenmeister. Der Hafen ist günstig (im Verhältnis zu dem, was ich bisher bezahlte): 200 SEK – umgerechnet etwa 20 Euro. „Mit Strom?“ frage ich. „Ja, mit Strom“. Dann sage ich ihm, dass kein Strom an den Anschlüssen ist. Er wird jemanden anrufen. Nach dem Duschen gehe ich noch einmal zum Hafenmeister. Er hat jemanden auf die Mailbox gesprochen. Ich glaube das wird nichts mehr mit Strom. Aber man soll ja nichts unversucht lassen. Also ziehe ich mein Boot einige Meter Richtung Land, damit mein Landstromkabel an die nächste Säule reicht. Heureka! Es gibt Strom. Schnell alle Ladegeräte angeschlossen. Aber gleich die Erkenntnis: Heute komme ich nicht mehr weiter.
Das ärgert mich dreifach: Zum einen ist heute Samstag, also nicht arbeiten d.h. ich habe mehr Zeit. Zum zweiten: Morgen wird es den ganzen Tag regnen, heute wäre der Wind perfekt gewesen (Westwind mit 3 bis 4 Bft.) und zum dritten: Montag muss ich wieder arbeiten, d.h. nur ein eingeschränkter Segeltag. Also ein richtig verlorener Tag. Ich versuche das beste daraus zu machen. Nach einer langen Dusche, wieder einmal rasieren, gehe ich verschiedene Einkäufe erledigen. Ich verlängere das Kabel vom 12/24 Volt Konverter damit ich Starlink abends ausstecken kann und dieser somit keinen Strom verbraucht.


Mein Energie-Management
Damit komme ich zu meinem Energie-Management. Vor zwei Tagen, nach meinem ersten Arbeitstag, war ich noch recht euphorisch was meinen Stromverbrauch und die Akkus betrifft. Ich hatte für diese Reise ja meine Energieversorgung geplant, umgebaut, erweitert (siehe Blog-Beiträge dazu).
Nun wäre ich fast auf Null gelaufen und hätte dann keine Unterstützung durch meine ganzen Navi-Instrumente mehr gehabt. Angefangen von Windanzeige (noch verzichtbar wie auch Logge), über Lot (kann schon kritisch sein) über Plotter (elektronische Seekarte, da wird es schon kritisch). Ich habe zwar alle Seekarten auch auf Papier dabei. Aber bei 4 bis 5 Bft. Einhand von Hand steuern (Pinnenpilot geht dann ja auch nicht mehr) und auf Seekarten schauen – schwierig. Und Funk für den Notfall wäre dann auch nicht mehr gewesen. O.k. da ich in der Nähe von Land bin, hätte ich im Notfall noch das Handy gehabt. Aber etwas beunruhigt hat mich das schon.
Deshalb habe ich den Nachmittag genützt, noch einmal mein Energie-Management zu rekapitulieren. Jetzt hatte ich ja aufgrund der Geräte (Solar-Laderegler, Batterie-Monitor) und der Verbraucher die ich jetzt kenne konkrete Werte mit denen ich rechnen kann.

Egal ob ich nun einen reinen Segeltag oder einen Arbeitstag betrachte – mein Stromverbrauch liegt bei etwa 200 Ah. Das ist genau die Kapazität meiner LiFePo-Batterien. Noch etwas höher ist der Stromverbrauch bei einem Arbeits-/Segeltag. D.h. ohne Stromzufuhr sind beide Akkus in einem Tag leer.
Meine Ausbeute an Solarstrom dazu ist etwas ernüchternd. Das liegt auch daran, dass das Wetter die letzten Tage eher schlecht war. An einem guten Sonnentag kann ich 40 bis 50 Ah gewinnen. D.h. ich muss in Zukunft für Tage ohne Landstrom noch besser das Wetter im Blick haben. Zwei Tage ohne Landstrom und schlechtes Wetter bringen mein Energie-Management an die Grenze. Bedeutet auch, dass ich dann sorgsamer mit dem Energieverbrauch umgehen muss. Eine erste Maßnahme war heute die Verlängerung des Kabels vom Starlink damit ich das Abends bequem ausstecken kann. Bisher hatte ich das sorglos immer laufen gelassen.
Weiterer Gedanke: An Tagen ohne Landstrom den Laptop nur nützen wenn notwendig (zum Arbeiten). Bei den anderen Verbrauchern kann ich nicht mehr einsparen.

Ein Wort zum Wetter…
Bisher habe ich das Wetter ja eher nebenbei erwähnt. Aber dem aufmerksamen Leser wird nicht entgangen sein, dass es die letzten Wochen nicht so toll war. Ich telefoniere täglich mit meiner Frau und inzwischen habe ich wieder Kontakt mit meinen Arbeitskollegen. Während Deutschland wohl gefrustet ist über Dauerhitze (35 Grad), keine Abkühlung und kein Regen bin ich langsam etwas gefrustet über das Wetter hier auf meiner Reise.
Die Tage hatte ich noch einmal einen Teil des Videos der SY Müggele auf Youtube gesehen da das der Teil ist, auf dem ich gerade unterwegs bin (ich meine Folge 8). Also entweder hatten die extrem Glück mit dem Wetter oder ich habe extremes Pech. Sie hatten eigentlich keinen Regentag, fast immer den richtigen Wind und meist kaum Welle.
Ich hatte die letzten Wochen fast nur scheiß Wetter, scheiß Wind oder/und scheiß Welle (Entschuldigung wegen der Vulgärsprache – aber ich muss es schreiben, wie ich es empfinde). Das Verhältnis Urlaubstage zu Segeltage ist einfach nur schlecht. In 35 Urlaubstagen hatte ich 17 Segeltage.
Heute hatte ich den Hafenmeister darauf angesprochen, dass ich der einzige Gast bin. Er meinte das es ab nächste Woche wohl mehr werden – da soll das Wetter besser werden. Ich versuche optimistisch zu bleiben und sage mir „Die Hoffnung stirbt zuletzt“… oder anders gesagt: „Dein Wort in Gottes Ohr“
Fortsetzung folgt auf jeden Fall – irgendwohin muss ich ja – ob Nord oder Süd