Der eine oder andere wird sich fragen, weshalb ich bei meinem Umbau und meinem „temporären“ Törn nicht auf Orca gegangen bin. Zuerst für die, die nicht wissen was Orca ist:
Was ist Orca?
Orca ist eine recht neue Lösung für die elektronische Navigation. Bevor ich hier eine lange Abhandlung schreibe, was Orca ist, was Orca kann verweise ich einfach auf einen Beitrag im float Magazin.
Über das segeln-forum wurde ich auf Orca aufmerksam. Orca, das ist zum einen eine App für iOs oder Android. Dazu gibt es die Option mit dem Core. Der Core (das Herz) beinhaltet einen GPS Empfänger und die Möglichkeit, alle möglichen Datengeber mit dem Core zu verbinden. Darüber hinaus beinhaltet das gesamte Paket ein besonders robustes Tablet auf Android Betriebssystem.
Eine weitere Besonderheit: ohne große Zusatzkosten werden Seekarten bereitgestellt. Upps…. Da wird wohl mancher hellhörig. Denn von bisherigen Plottern kennen es Wassersportler so, dass teure Seekarten von Navionics, Cmap oder what ever gekauft werden müssen. Alleine damit rührt Orca den Markt deutlich auf.
Erster Eindruck…
Um einen ersten Eindruck zu bekommen, habe ich mir die Orca App auf dem iPad installiert und die einfachste Subcription gebucht.
Erster Eindruck: Übersichtlich. Die Seekarten wirken sehr aufgeräumt und übersichtlich. Sie sind nicht so bunt wie z.B. die Seekarten von Navionics. Und das gefällt wohl einigen. Viele Kommentare dazu sagen, dass die Seekarten aufgrund der Farbgebung übersichtlicher wären.
Die erste Versuche mit dem Setzen von Wegpunkten, importieren von Routen liefen etwas holprig. Mit Umwegen funktionierte auch das Importieren.
Also, warum nicht Orca?
Meine Ausgangssituation: Ich hatte das B&G Tridata für Lot, Logge und Wind inklusive Anzeige installiert. Das war meine Ausgangssituation. Jetzt sollte noch ein Funkgerät, vor allem auch für den Empfang von AIS Daten, dazu kommen. Und ein Pinnenpilot, aufgrund der Kompatibilität zu B&G ein Simrad TP22 (Simrad wurde vor einigen Jahren von B&G aufgekauft). Zuletzt wollte ich einen Plotter für die Routenplanung, die Darstellung der Schiffe die über AIS ihre Position, Geschwindigkeit und Richtung senden, eine digitale Seekarte mit genauen Tiefenangaben, Seezeichen etc. und was sonst noch geht.
Und da sind wir beim ersten Punkt. Wie in anderen Beiträgen geschrieben, war eine Motivation für diesen Törn für mich der Youtube Kanal der SY Müggele. Und von dort habe ich zwei wichtige Infos zu den Karten von Navionics mitgenommen: Auf den Navionics Karten sind auch die Bojen des SXK (der Svenska Kryssarklubben) in den Karten eingezeichnet.
Da ich möglichst viel ankern, bzw. an den Bojen festmachen möchte, war mir das wichtig. Zweiter Grund: In der Navionics App gibt es Kommentare bzw. Messungen anderer Benutzer. Es gibt in Schweden und Finnland zahlreiche Buchten, die nicht genau vermessen sind. Mit etwas Glück findet man Messungen anderer User.
Kosten: Wenn ich den Orca Core (wird benötigt um die bestehenden Geräte Lot, Logge, Wind, Pinnenpilot einzubinden), das Orca Display (das Android Tablet), eine Halterung für das Tablet rechne, komme ich aktuell auf rd. 2150 Euro. Für das nächste Jahr benötige ich mind. eine Subscription in Höhe von 150 Euro. Also in Summe bin ich dann am Ende des Törn bei 2300 Euro.
Dem gegenüber stehen die Kosten für den B&G Vulcan 7 plus Seekarte Navionics Baltic Sea Large – in Summe rd. 890 Euro. Auf ein Update der Karte 2026 kann ich auch verzichten. Also keine weiteren Kosten. Und wenn ich nächstes Jahr ein Update der Karte „Baltic Sea“ wollte, kostet dies Stand 2025 124 Euro – also noch weniger als die Subscription.
Orca ist eine tolle Sache. Und ich denke auch, dass das die Zukunft ist. In der Vergangenheit versuchten verschiedene Hersteller ihr proprietäres System zu schaffen, um die Kunden zu binden. Die Zukunft wird sicher ein offenes System wie Orca sein. Für alle, die dauerhaft mit eigenem Kiel auf dem Meer unterwegs sind, die sehr unterschiedliche Reviere ansteuern wie Ostsee, westliche Ostsee, Atlantikküste, Mittelmeer usw. definitiv auch kostenmäßig interessant da alle Seekarten inklusive sind (Anmerkung: Orca deckt derzeit noch nicht alle Seegebiete ab. Aber Europa komplett).
Für jemand der nur auf der Ostsee unterwegs ist, ist die Subscription oder das Update einer Navionics Karte wohl kein großer preislicher Unterschied. Für mich wären es 1.400 Euro Mehrkosten gewesen, die sich nicht rechtfertigen ließen.
Wie geschrieben hatte ich mir die App Orca mit dem Abo „Orca Plus“ (Kosten 49,99 Euro) auf dem iPad als Ergänzung installiert. Und im ersten Rückblick war ich ganz froh darüber. Denn: Ich hatte mir für den Vulcan 7 die Seekarte „Baltic Sea“ von Navionics gekauft. Was ich nicht wusste (und wer wie ich bei SVB bestellt – auf der Seite wird nicht(!) darauf hingewiesen), dass Bornholm und auch die Erbseninseln nicht in dieser Seekarte enthalten sind. Dafür hätte ich noch einmal eine andere Seekarte von Navionics kaufen müssen (obwohl Bornholm mitten drin liegt – das verstehe wer will).
Autorouting
Was ich an der Orca App ganz cool finde, ist das Autorouting. Also man gibt einen Zielpunkt an und lässt Orca eine mögliche Route planen. Dabei kann auch das Start-Datum angepasst werden. Orca macht dann einen Routenvorschlag unter Berücksichtigung der Wetterdaten. Nun kommt das „aber“…. Aber das Autorouting funktioniert manchmal nicht so toll. Bei Christansoe sollte ich z.B. die ersten Meilen quer über die Insel „segeln“.
Bei der Törnplanung von Karlskrona nach Kalmar wollte mich das Autorouting partout nicht durch ein enges Fahrwasser südlich von Torhamn navigieren. Dass es mit dem Autorouting noch hapert, liest man auch in der Facebook-Gruppe „Orca Owner’s Club“.
Was mir ebenfalls unangenehm auffiel, ist der Energiebedarf der App. Wie gesagt habe ich „nur“ die App mit Subscription auf meinem iPad. Wenn ich den Energiespar-Modus ausschalte und Orca ständig auf dem iPad laufen lasse, dann ist in etwa 4 Stunden der Akku leer gesaugt. Wir hatten jetzt einige Schläge die Richtung 10 Stunden gingen. Für den kompletten Schlag war Orca nicht zu gebrauchen.
Fazit
Trotz der zuvor genannten Nachteile: Mir gefallen die Karten von Orca sehr gut. Für meinen Geschmack übersichtlicher als die Karten von Navionics. Aber das ist Geschmackssache. Auch wenn das Autorouting Schwächen hat: Ich finde es hilfreich bei der Planung. Die Kosten, knapp 50 Euro für ein Jahr finde ich o.k.